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Uniklinikum: Forderung nach mehr Engagement für Standort Marburg

Marburg 31.07.2015 (pm/red)) Während des 20. Marburger Stadtforums, zu der Oberbürgermeister Egon Vaupel Mitte Juli eingeladen hatte, artikulierte Marburgs Stadtoberhaupt, dass er zehn Jahre nach der Privatisierung des Marburger Universitätsklinikums auf mehr Verständnis zwischen Kritikern und Vertretern des Großkrankenhauses hoffe. Sorge bereite ihm jedoch die unterschiedliche Entwicklung an den Standorten Marburg und Gießen. Im Rahmen der Veranstaltung im Stadtverordnentensitzungssaal schilderte der kaufmännische Geschäftsführer des Universitätsklinikums, Dr. Gunther Weiß, seine Perspektive der Entwicklungen. Anschließend stellte er sich gemeinsam mit dem Ärztlichen Direktor, Prof. Dr. Jochen A. Werner, den Fragen des Publikums.

Weiß bezeichnete die Fusion der Klinikstandorte Gießen und Marburg als „Sündenfall“. Damit sei eigentlich etwas „Unlösbares“ geschaffen worden, weil es zwar ein gemeinsames Klinikum, aber auch zwei Fachbereiche und zwei Universitäten mit oft unterschiedlichen Interessen gebe. Bereits die Ausgangslage traf die Städte auf verschiedene Weise: „Die Gießener haben mit der Privatisierung ihren Standort gesichert“, so Weiß: „In Marburg ist die Privatisierung wie ein Unwetter über die Stadt gekommen.“ Dieses Gefühl herrsche bis heute vor.

Beide Großkrankenhäuser haben streng getrennte Kerneinzugsgebiete, die im Süden bis nach Friedberg im Norden bis nach Vöhl reichen. In Gießen investierte der Rhön-Konzern mit dem Bau eines neuen zentralen Klinikgebäudes mehr als in Marburg, weil es in Gießen mehr als 100, zum Teil sehr alte Klinik- und Institutsgebäude gab. Dort stieg die Zahl der stationären Fälle von 41.300 (2005) auf 48.900 (2014). Aber auch in Marburg sei sie trotz der Diskussionen um das Klinikum von 40.500 auf 46.300 angewachsen. Die Drittmittel kletterten in Gießen von 16,9 Millionen (2006) auf 30,1 Millionen Euro (2012) und damit stärker als in Marburg (von 16,9 Millionen auf 25,5 Millionen in 2013).

Das Uniklinikum Marburg zeichnet sich nach Einschätzung des kaufmännischen Geschäftsführers durch seine Arbeit für Krebskranke aus. Dazu gehören das Anneliese-Pohl-Krebszentrum und das Partikeltherapiezentrum, in dem im Herbst 2015 die ersten Patienten behandelt werden sollen. Zudem leiste sich der Rhön-Konzern das Zentrum für unerkannte Erkrankungen, das von Kardiologieprofessor Jürgen Schäfer geleitet wird, der 2013 als „Arzt des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Vor wenigen Tagen eröffnet wurde eine Palliativstation für Menschen mit unheilbaren Erkrankungen. Lobend hob Weiß zudem das Dr. Reinfried Pohl-Zentrum für medizinische Lehre hervor, das Studierende und angehende Ärzte mit ‚Schauspielpatienten‘ sowie modernster Beobachtungs- und Simulationstechnik ausbildet.

Nach Angaben von Weiß stieg die Zahl der Mitarbeiter im Ärztlichen Dienst und beim Pflegepersonal seit der Privatisierung um mehr als 400 Vollzeitstellen. Danach habe sich auch die Relation zwischen Pflegekräften und belegten Betten verbessert. Diese Zahlen wurden jedoch vom Aktionsbündnis „Gemeinsam für unser Klinikum“ während des Stadtforums bezweifelt. „Unglaubwürdig“, nannte sie Sprecher Dieter Unseld, der von gravierenden Überlastungsanzeigen sprach. Auch Betriebsratsvorsitzender Klaus Hanschur betonte: „Bei der Arbeitsbelastung besteht dringender Handlungsbedarf.“ Er kündigte eine Befragung der Mitarbeiter an.

Im Vergleich mit den anderen Universitätskliniken in Deutschland liegt das privatisierte mittelhessische Uniklinikum nach der Darstellung von Geschäftsführer Weiß bei Liegezeit und Arbeitsbelastung sowie bei Betten- und Patientenzahlen im Durchschnitt. Es gebe auch keinen erhöhten Krankenstand und keine erhöhte Fluktuation. Nur das finanzielle Ergebnis sei insgesamt besser. Bis 2011 gab es ein Plus von bis zu 15,2 Millionen Euro, danach einen Einbruch. Für 2015 stellt sich das Universitätskrankenhaus auf ein ausgeglichenes Ergebnis ein. Im Gegensatz zu anderen Unikliniken seien Marburg und Gießen jedoch durch Abschreibungen und Zinsen aus den Investitionen belastet.

Wie der Ärztliche Direktor Jochen A. Werner betonte, verhandelt das Klinikum mit dem Land weiter über Investitionszuschüsse. Universitätspräsidentin Prof. Katharina Krause merkte an: „In Marburg und Gießen sind wir merklich schlechter gestellt.“

Dass er grundsätzlich gegen die Privatisierung des Klinikums war, betonte OB Vaupel, der mehr Engagement für den Standort Marburg forderte. Auch die geplanten dualen Studiengänge zur akademischen Qualifizierung von Gesundheitsberufen der  Technischen Hochschule Mittelhessen würden trotz des großen Marburger Engagements nun für Gießen eingerichtet, bedauerte er: „Aber wir müssen das Beste aus dieser Situation machen.“

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