Stadtwerke Marburg testen Elektrobus – Interessierte können mitfahren
Marburg 7.4.2016 (pm/red) Über Elektromobilität wird viel diskutiert und wenig passiert. Seit 2013 testen Verkehrsunternehmen in 21 Städten in ganz Deutschland Elektrobusse. Einen Test gehen jetzt die Stadtwerke an und bieten Gelegenheit zum Mitfahren. Einen Blick nach vorne möchte dabei Oberbürgermeister Spies richten. „Mittelfristig wird es keine Alternativen zu einem Nahverkehr auf Basis der regenerativen Energien geben“, sagte der OB bei der Vorstellung des Elektrobusses.
Wie dringend notwendig bei den Marburger Stadtwerken eine Modernisierung der Busflotte ist, wurde zum 1. April mit Einführung der Umweltzone in Marburg offenbar. Für 24 Busse mussten die Stadtwerke Ausnahmegenehmigungen beantragen, um technisch veraltete und abgasträchtige Bussen weiter im Stadtgebiet überhaupt einsetzen zu dürfen.
Gemeinsam mit Experten für Elektromobilität wollen die Stadtwerke in den nächsten Tagen die neue Technik erproben und den Marburgern vorstellen. „Die spannende Frage ist, wie wir den Nahverkehr in den nächsten Jahren ausrichten. Bereits jetzt besitzen wir eine der größten Erdgasbusflotten in Hessen und sind offen für neue und noch umweltfreundlichere Technologien. Wichtig ist uns, dass wir die Bürgerinnen und Bürger an dieser spannenden Testphase teilhaben lassen“, sagt Stadtwerkegeschäftsführer Norbert Schüren. Von Donnerstag bis Samstag wird der PRIMOVE Elektrobus vor dem Cineplex in Marburg ausgestellt, kann besichtigt werden und lädt zu kostenlosen Probefahrten ein.
„Im Heck des E-Buses, dort wo sonst der Dieselmotor sitzt, ist eine PRIMOVE Leistungsbatterie montiert. Von dort kommt die Energie, die das Fahrzeug antreibt. Zuständig hierfür ist die elektrische Achse mit 2 E-Motoren links und rechts vor den Rädern. Diese sorgen dafür, dass sich der E-Bus nicht nur besonders leise, sondern auch noch ohne Ausstoß von CO2 fortbewegt.“ So Thomas Gagsch, Leiter des Geschäftsfeld Bus Deutschland, der Firma HESS AG.
Das 12-Meter lange Fahrzeug bietet Platz für bis zu 75 Passagiere – 37 davon auf Sitzplätzen. Es besteht aus Aluminiumteilen, welche verschraubt und nicht geschweißt werden – ähnlich wie bei einem Möbel-Bausatz. Diese Art der Montage soll zu einer Lebensdauer von mehr als 15 Jahren führen.
Angetrieben und geladen wird der E-Bus durch PRIMOVE Technologie. Die Kombination aus leichten und langlebigen Batterien einem effizienten Antrieb sowie dem induktiven Schnelladesystem erbringe in Mannheim seit Juni 2015 den Nachweis der Alltagstauglichkeit dieses Systems auch auf anspruchsvollen Strecken, teilen die Stadtwerke mit. „E-Busse mit PRIMOVE System sind aktuell in Berlin, Braunschweig, Mannheim und im belgischen Brügge im Einsatz. Seit Beginn des Passagierbetriebes des ersten PRIMOVE E-Busses in Braunschweig im März 2014 haben die induktiv geladenen Fahrzeuge schon über 200.000 km zurückgelegt“, informiert Helfried Kloiber von PRIMOVE.
Elektromobilität mit PRIMOVE soll Fahrgästen ein ruhiges und emissionsloses Fahrerlebnis bieten. Das unsichtbare Ladesystem benötigt weder Kabel noch Stecker oder Oberleitungen. Es basiert auf einer induktiven Hochleistungsenergieübertragung zwischen unterirdisch verlegten Komponenten und der unter dem Fahrzeug installierten Aufnahmespule – ähnlich dem System einer elektrischen Zahnbürste. Das Ganze geschehe für Fahrgäste, Busfahrer und Passanten, selbst für Menschen mit Herzschrittmachern, völlig unbedenklich, lautet die Information dazu. Durch die Optimierung der Übertragungsfrequenzen und eine ausgeklügelte Abschirmung sei die elektromagnetische Strahlung geringer als bei einem handelsüblichen Induktionsherd.
Zudem wird das System nur eingeschaltet, wenn sich der Bus direkt über der Ladestation befindet. Dann wird mit einer Leistung von 200 kW die Batterie geladen, während des normalen Betriebes, beim Ein- und Aussteigen der Passagiere oder während der Wendezeiten. Im Mannheimer Projekt wurden bereits mehr als 10.000 Ladevorgänge erfolgreich geleistet.
Gespeichert wird die Energie in der PRIMOVE Batterie mit einer Kapazität von 60 kWh. Die Lithium-Ionen Batterie ist kompakt und sollsich dank innovativer Flüssigkühlung und eines optimierten Betriebskonzeptes durch eine besonders lange Lebensdauer von bis zu 10 Jahren auszeichnen. Der PRIMOVE Elektrobus beweisen, dass er die teilweise hügelige Streckenführung in Marburg problemlos meistern kann.
Drei Tage Elektrous-Vorstellung am Cineplex
Der Elektrobus steht zur Besichtigung und für Probefahrten von Donnerstag, 7. April bis Samstag, 9. April vor dem Cineplex in Marburg. Elektromobilitätsexperten der Firmen Bombardier und Hess geben genauso wie Vertreter der Stadtwerke dort Auskunft. Der Elektrobus kann zu folgenden Zeiten vor dem Cineplex besichtigt werden, kostenlose Rundfahrten finden zu jeder vollen Stunde statt:
Donnerstag, 7. April: 12 Uhr bis 15 Uhr
Freitag, 8. April: 12 Uhr bis 15 Uhr
Samstag, 9. April: 11 Uhr bis 14 Uhr
Es bleibt abzuwarten, wie dieser Test ausfällt und bewertet wird. Die Marburger Stadtwerke haben mit ihrer großen Zahl veralteter Busse deutlichen Handlungsbedarf. Die Einführung einer Umweltzone wegen erhöhter Stickoxidwerte ist eine Notmaßnahme, gegen die mit den alten Dieselbussen der Stadtwerke tagtäglich verstoßen wird.
Weil die Stadtwerke mit der Zahl von 24 veralteten Bussen weiter unterwegs sind, zeigen sie Rückstand und signifikanten Veränderungsbedarf. Elektrobusse könnten deutlich Abhilfe und Entlastung schaffen. Die hoch belastete Luft in Marburg macht ungeduldig und kann krank machen.