Hans Gottlob Rühle lädt ein zum Kunst-Happening
Marburg 18.5.2016 (yb) Irgendwie könnte Mensch zu der Ansicht kommen, dass Hans Gottlob Rühle seine über 30jährige Tätigkeit als Richter am Arbeitsgericht geradezu zwischendurch und nebenbei erledigt haben muss. Wer das Anwesen des Arbeitsgerichtsdirektors im Ruhestand in Hassenhausen besucht, erlebt einen von Kunst, insbesondere Malerei durchdrungenen Menschen, der in seiner großzügigen Wohnung auf zwei Etagen im alten Bauernhof in höchstem Maße kunstvoll lebt. Bis hinein in die Gästetoilette finden sich die Wände des trefflich sanierten Wohngebäudes mit Kunstwerken aus dem 20. Jahrhundert gehängt und gestaltet. Jahrzehnte hat sich Hans Gottlob Rühle den schönen Künsten und ihren Urhebern mit Herzblut gewidmet. Dabei ist er zum Sammler und Kenner geworden, der zu jedem Grafikblatt, jedem Ölgemälde und anderem Werk aus seiner Hunderte Werke umschließenden Sammlung viel Sachkundiges und (s)eine Geschichte – oftmals von einer Widmung des / der Urheber/in – zu erzählen weiß. Mit glänzenden Augen und offenem Lächeln steht, sitzt und wandelt er inmitten der von ihm inszenierten Kunstwelt und berichtet zugleich von seiner Leidenschaft. Vor einem Teil der Sammlung will sich der Kunstkenner jetzt trennen, und lädt ein für Dienstag, 24. Mai, in das Dorfgemeinschaftshaus Sichertshausen zum Kunsthappening, vulgo zur öffentlichen Versteigerung.
Bereits im Wort Kunst-Happening klingt an, dass Hans Gottlob Rühle aus den sechziger Jahren eine Prägung mitgenommen hat. So erinnert er gerne den Kultfilm ‚Easy Rider‘. Verbindung zu seiner Biografie ist die Hauptfigur des Anwalts George Hanson. Rühle studierte Jura, arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesarbeitsgericht und wurde dann Richter am Arbeitsgericht, langjährig dann Arbeitsgerichtsdirektor in Marburg. Dass er eigentlich Regisseur, Schauspieler, Priester oder Diplomat werden wollte, sollte sich in und neben seinem beruflichen Wirken, bei der er sich den Beinamen „Mister Arbeitsgericht“ erarbeitet hat, niederschlagen. Neben Verhandlungen, Vergleichen und Urteilen machten ihn seine regelmäßigen Artikel in der Marburger ‚OrtsPresse‘ bekannt, in denen er Rechtsstreitigkeiten um Abfindungen, Kündigungen, Mobbing am Arbeitsplatz und andere Themen für Interessierte spannend zu berichten und zu erläutern wusste.
Mit dem Arbeitsrichter Rühle zog bald auch die Kunst in die eher nüchternen Räume des Arbeitsgerichts ein. Anfänglich schmückten einzelne Gemälde Flure und Räume, die eigentlich Justitia gewidmet sind. Hinzu kamen Ausstellungen, die sich auf über 100 in mehreren Jahrzehnten summierten. Das ‚Kunstforum Arbeitsgericht‘ in Marburg wurde zu einer Institution und die Ausstellungen gerieten gerne zum Happening. So ist es Hans Gottlob Rühle als zugleich kompetenten und engagierten Arbeitsrichter geradezu spielerisch gelungen den strengen Ort von Rechtspflege zu einem kulturell-künstlerischen Erlebnisraum zu formen.
Damit war Schluss als das Marburger Arbeitsgericht aus vermeintlichen Kostengründen trotz erheblicher Gegenwehr zusammen mit dem aus Wetzlar von der schwarz-gelben Landesregierung nach Gießen wegfusioniert wurde. Doch damit endete Rühles Kunstleidenschaft ebenso wenig, wie die Pensionierung seiner Leidenschaft zusetzen kann. Er hat in Hassenhausen, in der Mitte zwischen Gießen und Marburg, einen Bauernhof erworben und viel in die Sanierung des Fachwerkanwesens investiert. Haus, Hof und Scheune bieten Raum für Kunst an Wänden und derzeit noch in der trefflich ausgebauten Wohnung auf dem vormaligen Scheunenboden. Dort steht und liegt ein Großteil der Kunstwerke, die Sammler Rühle jetzt sichtet, rahmt, zuordnet und einen Teilbestand für die Auktion im nahen Dorfgemeinschaftshaus Sichertshausen vorbereitet.
Um 18.30 bereits können Interessierte am Dienstag, 24. Mai, zur Vorbesichtigung kommen. Die öffentliche Versteigerung beginnt um 19.30 Uhr. Der Kunstliebhaber will jederfrau und jedermann Gelegenheit bieten mit seiner Privatversteigerung günstig zu einem Kunstwerk zu kommen. Mit 20, 30, 40 Euro öffnet er Gebote und die Chance qualitätsvolle Werke zu ersteigern. Dazu gehören eine Grafik von Käte Kollwitz, Druck von Hap Grieshaber, Werke von Clemens Mitscher und Vieles von regionalen Künstlern, die in Mittelhessen einen guten Namen haben bis hin zu Werken aus der Malerkolonie Willingshausen.
Das kunstvolle Leben des Hans Gottlob Rühle wird mit dem Kunst-Happening am 24. Mai keinesfalls enden. Der Sammler bietet einen Teil anderen Menschen zum Erwerb an, und das zu wirklich günstigen Konditionen. Er denkt bereits über eine weitere Auktion nach, später. Denn an dem kommenden Maiabend in Sichertshausen lassen sich rein zeitlich vielleicht 30 oder 40 Werke an die Frau und an den Mann bringen. Dass er nicht nur beruflich ein kompetenter Kommunikator gewesen ist, wurde beim Rundgang durch seine Wohnung, (Kultur-)Scheune und Anwesen deutlich. Rühle erzählt gerne, er sprudelt vor Leidenschaft und zeigt sich sympathisch publikumsorientiert.
Davon wird dieser besondere Zeitgenosse kaum lassen können und wollen. Nicht zuletzt steht auf dem großen Grundstück in Hassenhausen ein geräumiges Nebengebäude leer, für das er den Ausbau als Galerie, kleinen Konzert- und Theatersaal schon begonnen hatte, dann aber unterbrach. Jetzt also erstmal auf zum Kunst-Happening mit Auktionator Rühle, den zu erleben alleine schon die Reise lohnenswert machen wird.
Kunsthappening Hans Gottlob Rühle
Öffentliche Versteigerung von Kunstwerken
Dienstag, 24. Mai – 19.30 Uhr. Einlass 18.30 Uhr
—>Foto-Reportage vom 24. Mai in das Marburger.