Wissenschaftliche Talente ausgezeichnet
Marburg 23.6.2016 (pm/red) Die Philipps-Universität hat vier NachwuchswissenschaftlerInnen mit Promotionspreisen für das Jahr 2014 ausgezeichnet. Sie erhielten die Ehrung am 17. Juni. Die Urkunden und das Preisgeld an Dr. Sonja Czekaj, Dr. Simone Dudda, Dr. Tobias Kreilos und Dr. Petru Cioica-Licht.
Sonja Czekaj erhielt den Preis in der Sektion Philosophie und Kulturwissenschaften. Audiovisuelle Umgangsweisen mit Geschichte stehen im Fokus ihrer medienwissenschaftlichen Dissertation mit dem Titel „Deutsche Geschichtsbilder. Modellierungen historischer (Dis-)Kontinuität in selbstreflexiven Non-Fiction Filmen“. Czekaj geht der Frage nach, wie Filme zu einem Medium der Reflexion geschichtlicher Strukturen und Prozesse werden können. Sie hat nichtfiktionale Filme analysiert, die sich mit gesellschaftlichen Umbrüchen in der jüngeren deutschen Geschichte befassen. Ihr Fazit lautet, dass diese in den Filmen keine Gegensätze sind. Vielmehr entstehen produktive Spannungsverhältnisse, zwischen denen das Vergangene mit dem Gegenwärtigen und Zukünftigen verknüpft werde.
Simone Dudda ist die Preisträgerin in der Sektion Biowissenschaften und Medizin. In ihrer Arbeit „Entwicklung eines neuen Applikationsverfahrens für fließfähige Komposite zur Reduktion polymerisationsbedingter Spannungen“ hat die Zahnmedizinerin eine Lösung entwickelt, durch die Kunststofffüllungen länger halten. Der Füllungskunststoff schrumpft bei der Polymerisation, sodass ein Stress auf den Haftverbund zwischen Zahn und Füllung, und somit Spannungen im Zahn entstehen. Dudda’s Lösungsansatz: Schon beim Einfüllen des fließfähigen Materials setzt sie eine genau dosierte Menge Licht ein. Für diese Form der Behandlung hat Dudda zusammen mit ihrem Doktorvater Prof. Dr. Michael Gente und den feinwerkmechanischen Werkstätten der Universität ein Gerät gebaut, mit dem der Füllwerkstoff in den Zahn eingebracht und mit der richtigen Lichtmenge bestrahlt wird.
Tobias Kreilos wurde in der Sektion Mathematik und Naturwissenschaften ausgezeichnet. In seiner Arbeit „Turbulence Transition in Shear Flows and Dynamical Systems Theory“ hat er den Wechsel von einer einfachen, glatten (laminaren) zu einer verwirbelten turbulenten Strömung untersucht. Die Bewegung von Flüssigkeiten und Gasen ist in unserem Alltag allgegenwärtig, etwa das Fließen von Wasser oder die uns bei Bewegung umströmende Luft. Wie der Wechsel von einer einfachen laminaren Strömung zu einer verwirbelten turbulenten Strömung abläuft, ist jedoch nicht in allen Fällen geklärt, so zum Beispiel bei Strömungen durch ein zylindrisches Rohr oder in Grenzschichten um umströmte Objekte. „Die herausragende Leistung von Kreilos besteht darin, für genau solche Fälle den allgemeinen Weg, über den diese Übergänge beschrieben werden können, aufgezeigt und exemplarisch beschrieben zu haben“, hebt Doktorvater Prof. Dr. Bruno Eckhardt vom Fachbereich Physik hervor.
Petru Cioica-Licht hat den Promotionspreis ebenfalls in der Sektion Mathematik und Naturwissenschaften erhalten. In seiner Arbeit „Besov Regularity of Stochastic Partial Differential Equations on Bounded Lipschitz Domains“ geht es um die Struktur (Regularität) raum-zeitlicher Entwicklungen. Diese werden in den Natur- und Wirtschaftswissenschaften vorwiegend mittels partieller Differentialgleichungen mathematisch modelliert. Bei realistischen Problemen kann die Behandlung dieser Gleichungen auf Systeme mit Millionen von Unbekannten führen. Cioica-Licht hat die Struktur von Lösungen stochastischer partieller Differentialgleichungen in bestimmten Funktionenräumen (Besov-Räume) untersucht. Seine Arbeit liefert eine theoretische Grundlage für die Entwicklung, Analyse und Implementierung moderner adaptiver Verfahren für die effiziente Lösung stochastischer partieller Differentialgleichungen und hat damit eine hohe praktische Relevanz.
Die Promotionspreise der Philipps-Universität werden seit 2005 in vier Sektionen verliehen: Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Philosophie und Kulturwissenschaften, Mathematik und Naturwissenschaften sowie Biowissenschaften und Medizin. Die Auszeichnung ist mit 1.000 Euro Preisgeld pro Sektion dotiert.