Rückblick OpenEyes 2016: Das besondere ist wie jedes Jahr unser Filmprogramm
Marburg 26.7.2016 (red) Das internationale Kurzfilm-Festival OpenEyes in Marburg ist einmal mehr erfolgreich verwirklicht worden. Dahinter stecken viel Arbeit von vielen engagierten Menschen. Einen Blick hinter die Kulissen, Projektoren und das Geschehnen eröffnet ein Gespräch mit Sebastian Spors, stellvertrtend für ein vielköpfiges Team von Macherinnnen und Macher.
Redaktion: Als Besucher war OpenEyes 2016 sehr angenehm zu erleben. Ein gelungene, professionelle Öffentlichkeitsarbeit mit ansprechendem Design der Medien,
insbesondere Plakat und gedrucktes Festivalprogramm, ein klares vielseitiges Angebot mit vielen besonderen Filmen und wieder eine sehr ansprechende Gesamtpräsentation
im Café Trauma / Afföllergelände samt Traumagarten. Es ist Ihnen gelungen in hoher Kontinuiät das nunmehr 23. Kurzfilm-Fest in Marburg zu verwirlkichen. Wer und was steckt dahinter,
Herr Spors, das schaffen Sie ja nicht alleine?
Sebastian Spors: Nein, das würde ich niemals alleine schaffen, aber zum Glück muss ich das auch nicht. Wie man auf der letzten Seite des erwähnten Festival-Programms lesen konnte, standen 2016 mehr als 50 Personen hinter der Vorbereitung und Planung für das 23. OpenEyes Filmfest.
In den letzten Jahren sind wir zudem dazu übergegangen die verschiedenen Bereiche der Organisation auch im Team etwas stärker zu differenzieren, ähnlich wie wir es in dem festivalbegleitenden Praxisseminar der Philipps-Universität schon länger machen.
Im Seminar lernen die Studierenden zunächst alle gemeinsam die theoretischen und praktischen Grundlagen der Festivalorganisation, arbeiten dann aber konzentriert in jeweils eigenen Bereichen, unterstützt von Mentor/innen aus dem festen Organisationsteam. Das Seminar ist dabei eine der vier Säulen unserer Filmfest-Organisation.
Im Organisations-Team von ca. 10-15 Personen, haben nun mittlerweile auch alle verschiedene Zuständigkeits-Bereiche – von Sponsoring und Anzeigen, über Technik, Kooperationen und individuellen Projekten über Presse & social media bis zur Gästebetreuung, Kopienverwaltung, dem Filmarchiv, Software-Programmierung, Catering und vielem mehr.
Bei wöchentlichen Treffen besprechen und diskutieren wir zusammen die jeweiligen Erfolge, Probleme, Aufgaben und Vorgehensweisen. Das Festival ist mittlerweile einfach zu komplex geworden, dass jede/r alles machen muss oder kann. Die Konzentration auf einen Bereich bringt zudem auch in gewisser Weise professionellere Ergebnisse hervor, obwohl alle Arbeiten von Aufwandsentschädigungen abgesehen, nach wie vor ehrenamtlich erfolgen. Auch wenn sie gerade in den Monaten vor dem Festival oft fast Fulltime-Jobs sind. Selbstverständlich hilft jede/r auch mal in einem anderen Gebiet mit, sollte dort einmal Mehrbedarf bestehen.
Der dritte Kernbereich ist das Filmprogramm des Festivals. Das wird von ca. 30 Filmschaffenden, Filmnerds, Kinobetreiber/innen, Festivalleiter/innen und Filmwissenschaflter/innen, zuerst anhand der Einreichungen gesichtet und letztendlich für das Festival zusammengestellt. Zum Teil sind diese auch Mitglieder des Organisationsteams, jedoch nicht immer oder ausschließlich.
Die Übernahme des kompletten Layouts, Artwork und Designs haben wir wie in den letzten Jahren auch in diesem Jahr offen ausgeschrieben. Mit Anne Weigel hat sich 2016 eine lokale Graphikerin gegen die ca. 10 anderen – europaweiten – Bewerbungen durchgesetzt und wir haben diese Auswahl in keiner Sekunde bereut. Die/der Art-Director/in übernimmt verantwortlich alle Bereiche, die das Design und Printsachen betreffen.
Meine Aufgabe ist im Grunde, zusammen mit Cornelia Hellhund, die neben ihrem Job im Café Trauma in diesem Jahr die sogenannte „Festivalkoordination“ übernommen hat, diese ganzen Bereiche zu koordinieren und dafür zu sorgen, dass nichts auf der Strecke bleibt und überall dort zu unterstützen wo es hakt. Natürlich kommt noch das ganze Antrags- und Abrechnungswesen, Büroarbeit und Korrespondenz hinzu. In diesem Jahr ist durch die Übernahme der Aufgaben der Hessischen Filmförderung durch die HessenFilm und Medien GmbH auch noch einiges Neues dazu gekommen.
Ob alles geklappt hat und die Teilbereiche miteinander verbunden funktionieren, sieht man jedoch erst am Festival selbst. Wir freuen uns, dass es in diesem Jahr, trotz einiger unerwarteter Probleme, wieder gut geklappt hat.
Redaktion: Was waren die inhaltlichen Besonderheiten von OpenEyes 2016?
Sebastian Spors: Das besondere ist wie jedes Jahr vor allem unser Filmprogramm.
Das wiederum war, wie für das OpenEyes üblich, eine Mischung aus bereits auf anderen Festivals beliebten und vielfach ausgezeichneten Filmen und bisher unentdeckten Perlen, die zum ersten Mal auf einem deutschen oder europäischen Filmfestival liefen.
Sei zeigten dabei die ganze Bandbreite des Kurzfilms von erzählend und unterhaltend, dokumentarisch oder technisch ausgefallen bis zu hoch avantgardistisch und experimentell.
Die eigenen Themenblöcke zu allen Wettbewerbskategorien – erstmals 2015 eingeführt – wurden dabei so gut besucht, dass wir uns für das nächste Jahr etwas überlegen müssen, da das traumakino hier zukünftig nicht mehr ausreicht.
Redaktion: Wie waren die Besucherzahlen und die der teilnehmenden Filmemacher/innen und woher kamen die?
Sebastian Spors: Keine inhaltliche aber dennoch eine absolute Besonderheit waren die vielen Filmemacher/innen die uns in diesem Jahr besuchten. So viele wie noch nie kamen nach Marburg. Über die Hälfte der Filme wurden persönlich präsentiert und wir haben über den Festivalzeitraum mehr als 50 Gäste begrüßen dürfen. Wenn man bedenkt, dass diese aus Ländern wie Frankreich, Spanien, England und Israel auf eigene Kosten anreisen, freut uns das ganz besonders. Nicht weniger freuten wir uns natürlich auch über die Filmschaffenden die aus allen Ecken Deutschlands angereist sind. Die Schauspielerin eines in Köln produzierten Films hatte die kürzeste Anreise, sie kam aus Marburg, wie wir später erfuhren.
Genaue Besucher/innen-zahlen lassen sich beim OpenEyes immer sehr schwer ermitteln, da wir keine festen Platz-Zuweisungen haben und viele Menschen auch an verschiedenen Tagen immer wieder kamen.
Andererseits haben z.B. alle Mitarbeiter/innen des Café Traumas oder geladene VIPs gar keinen Eintritt bezahlt. Geht man nach der Zahl der ausgegebenen Kopfhörer und den belegten Kinositzen, haben das diesjährige Festival über den Gesamtzeitraum aber mindestens 1600 Menschen besucht.
Besonders gefreut hat uns, dass das Festival in diesem Jahr nicht nur an den traditionell stark besuchten Tagen wie Freitag und Samstag, sondern auch am Donnerstag und Sonntag ebenso gut besucht war.
Redaktion: Was waren die Herausforderungen und warum und mit welchen Folgen wurde der Ton per Kopfhörer übertragen?
Sebastian Spors: Die vielen Zusagen auf unsere Einladungen an die Filmemacher/innen waren, auch wenn es natürlich ein schöner Grund ist, tatsächlich ein große Herausforderung in diesem Jahr. Unser ohnehin schon minimales Budget reichte dafür vorne und hinten nicht aus. Niemals hätten wir alle in Pensionen und Appartements oder gar in Hotels unterbringen können.
Einige Mitarbeiter/innen haben also zunächst ihre Wohnungen oder WGs über das Festivalwochenende leergeräumt und die Marburger Bevölkerung hat nach einem Aufruf zum Glück einige wunderbare Zimmer zur Verfügung gestellt. So konnten wir dann letztendlich doch noch alle unterbringen.
Hinzu kam, dass die Durchführung des Filmfests im Garten des Café Traumas durch die einzige Anwohnerin des Festivalgeländes kurz vor dem Festival zunächst verboten wurde.
Möglich war dies, da einerseits die Genehmigungslage für den Veranstaltungsort unklar ist, andererseits keine Sondergenehmigung für den Filmton nach 22:00 besteht. So war die einzige Möglichkeit, die sich in Gesprächen mit ihr, Vertreter/innen des Ordnungsamtes und des Kulturamts in der Kürze auftat und auch akzeptiert wurde, den Filmton über Kopfhörer auszugeben. Innerhalb einer Woche den kompletten Open-Air Ton auf Kopfhörer umzustellen und dabei eine technisch gute Lösung zu finden, die auch das Publikum akzeptieren würde, stellte so auch eine Herausforderung dar. Von den hohen zusätzlichen Kosten eines solchen Unterfangens einmal abgesehen.
Redaktion: Auflagen, dazu in letzter Minute, schränken ein, kosten Geld und viel Kraft. Äußerlich erscheint der Traumagarten nahezu ideal. Was müsste geändert und verbessert werden,
damit OpenEyes gut und leichter umsetzbar wird. Welche Wünsche und Erwartungen haben Sie an die Stadt Marburg, die immerhin Standort eines Film-Festivals ist?
Sebastian Spors: Zuerst möchte ich mich bei der Stadt Marburg und vor allem bei Herrn Laufner bedanken, der uns sehr aktiv bei den Verhandlungen unterstützte und uns zumindest für die Hälfte der durch die Kopfhörer verursachten Mehrkosten von ca. 1.600€ Unterstützung zusagte.
Dennoch ist das selbstverständlich eine schwierige Situation, in der eine einjährige Planung jederzeit ins Wasser zu fallen droht – mit allen Konsequenzen, beispielsweise für erwähnte weltweit anreisende Filmemacher/innen. Wir würden uns wünschen, dass Tatsachen geschaffen werden, die uns für die nächsten Jahre eine gewisse Planungssicherheit in dieser Hinsicht geben, sollte die Stadt ein internationales Filmfestival mit weltweiter Bekanntheit erhalten wollen. Die Absicht sich nach einer Erholungsphase am Ende des 3. Quartals diesbezüglich zusammenzusetzen, besteht aber bereits.
Das OpenEyes wird neben dem AStA Marburg und dem Land Hessen vor allem durch Sponsoren und die Eigenmittel des Café Traumas finanziert. Die Stadt Marburg ist zwar der Hauptfinanzier des Café Traumas und somit in gewisser Weise auch des Filmfests – die Umsetzung einer bereits angedachten Erhöhung der dezidierten Förderung des Filmfests von 1.100€ auf 2.500€ ist aber nach wie vor dringend notwendig, um das erreichte Niveau zumindest halten zu können. Leider konnte das in dem diesjährigen Haushalt nicht nachgereicht werden, da keinerlei freie Mittel verfügbar waren. Wir hoffen aber sehr auf den Haushalt 2017, zumal auch der Trägerverein Café Trauma finanziell sehr angeschlagen ist.
Redaktion: Ihre persönliche Studentenzeit könnte zu Ende gehen. Bleiben Sie und andere vom Team dabei und ist die Perspektive für OpenEyes abgesichert?
Sebastian Spors: Das Organisationsteam ist seit einigen Jahren sehr stabil und besteht ja keineswegs ausschließlich aus Student/innen, sondern auch aus Menschen, die ihren längerfristigen Lebensmittelpunkt nach Marburg gelegt haben. Meine Studentenzeit wird tatsächlich sehr bald zu Ende gehen – sie hat auch lange genug gedauert. (lacht) Ich würde mich in der näheren Zukunft auch gerne weiterhin für das OpenEyes engagieren, sollte sich das perspektivisch vereinbaren lassen.
Ein stabiles Team bedeutet nicht nur für das Festival eine konsistente Basis, sondern bietet auch für viele Studierende, die oft ein bis zwei Jahre in der Festival-Organisation mitarbeiten, eine gute und funktionierende Grundlage, um eigene Ideen zu entwickeln, ohne immer alles komplett neu erfinden zu müssen. Da wir, wie der Rest des Traumas auch, basisdemokratisch organisiert sind, hat jedes neue Teamitglied vom ersten Moment an die gleichen Mitspracherechte, so kommt auch nie Langeweile oder Stillstand in den Diskussionen auf, was sich auch immer in neuen Inspirationen für das Festival zeigt. Die Perspektiven für das Festival sind also zumindest personell gesichert. Wir freuen uns aber natürlich immer über Interessierte an der Mitarbeit an einem Filmfestival, die vielfältiger nicht sein könnte.