Sommerakademie transparent – Die Resultate künstlerischen Schaffens bestaunen
Marburg 9.8.2016 (ds) Auch dieses Jahr wird Marburg kulturell und künstlerisch durch die mittlerweile 39. Sommerakademie bereichert. Am 5. August gab es die Gelegenheit hinter die Kulissen zu blicken und an einem Rundgang teilzunehmen.
Es handelt sich um die älteste Sommerakademie für darstellende und bildende Kunst ihrer Art in Deutschland, sie findet seit 1977 statt. Auch dieses mal gibt es wieder ein üppiges Angebot an Kursen und Workshops, von denen manche ein,- manche zwei- bis drei-wöchig laufen. Unter den 24 Kursen, von denen manche noch bis zum 12. August stattfinden werden, findet sich fast alles, was das kunstinteressierte Herz begehrt: Von darstellender Kunst wie dem improvisatorischen Zusammenspiel, dem Poetry-Slam, Schauspiel-Training oder gar Bühnenkampf hin zur bildenden Kunst, in der sich Kurse finden lassen wie Porträt-Malerei, Pastellmalerei, abstrakte Malerei, Modellieren und vieles mehr.
Eine weitere Besonderheit der Sommerakademie sind die Stipendien, von denen auch diesmal, zum zwölften Mal, zwei an die französische Partnerstadt Poitiers gingen. Zwei gingen an die rumänische Partnerstadt Sibiu, dies bereits zum sechsten Mal. Die vier Stipendiaten haben ebenfalls am Tag der offenen Tür, an dem die „Sommerakademie transparent“ stattfand, ihre künstlerischen Werke präsentiert. Nicht nur einige der Teilnehmenden, auch einige der Besucher der Sommerakademie reisen aus europäischen Ländern an. Hauptsächlich aus der Schweiz, Österreich, Frankreich und Rumänien. Dass bedeutet zugleich internationale Aufmerksamkeit in nennenswerter Weise. In diesem Jahr gab es 271 Anmeldungen, davon 84 Prozent weiblich und 16 Prozent männlich. Die durchschnittliche Altersspanne liegt zwischen 30 und 65 Jahren. Wenn eine solche Breite von Menschen aus vielen Altersstufen angesprochen wird, ist das Ausdruck für die Attraktivität der Sommerakademie.
So konnte man etwa dem 26-jährigen Stipendiaten Stéphane Triandé aus Frankreich über die Schulter schauen, der sich mit dem Feld der Bildhauerei beschäftigt und nebenbei sein Kunstwerk vorstellte und dieses auch erläuterte: Er hat ein Objekt aus Lindenholz geschaffen, das eine Lautsprecherbox darstellt und von ihm als „modernes Totem“ bezeichnet wurde. Jugendkultur trifft klassisches Material. Womit ihm laut Kursleiterin Lilian Hasler eine „komplexe handwerkliche Arbeit“ und eine „zeitgemäße Interpretation“ gelungen sei. Außerdem gedenkt Stéphane sein Kunstwerk hier in Marburg zu lassen, wo es seinen Platz im öffentlichen Raum bekommen soll.
Seine weibliche Begleitung Loyse Landoas, ebenfalls Stipendiatin und aus Frankreich kommend, nahm die ersten zwei Wochen an dem Kurs „Zeichnung, so nah am Gedanken“ teil und präsentierte ihre Bilder. Wie Kursleiterin Anna Stangl erläuterte, steht dabei der Ausdruck der eigenen Innenwelt im Vordergrund. Die Technik sei nur Mittel zum Zweck. An dieser Stelle wird das Konzept der „Ganzheitlichkeit“ der Sommerakadamie deutlich. Wie Akademieleiterin Britta Sprengel erläuterte, wird das künstlerische Gestalten auch von theoretischen Auseinandersetzungen begleitet und untermauert.
Weiter ging es mit der 18-jährigen Iunis aus Rumänien, die Einblicke in den von ihr belegten Kurs „Improvisation – Zusammenspiel“ unter der Regie von Anemone Poland gewährte. Ein persönliches Highlight: Auf improvisierende Weise werden gemeinsam Figuren und Beziehungen zueinander hergestellt und entdeckt. Es geht vor allem um die unerwartete Reaktion und das Akzeptieren spontaner Einfälle. Wie Iunis selbst bestätigen konnte, hat dieser Kurs ihr neue Möglichkeiten verschafft ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Man konnte definitiv das Gefühl haben, dass sie darin aufging.
Zum krönenden Abschluss des Rundgangs kam es zu einer Mini-Version des Poetry-Slams, geleitet vom Szenekenner Bo Wimmer, mit insgesamt 12 Teilnehmern, die in jeweils 1-2 Minuten ihre selbstverfasste Poesie zum Besten gaben. Darunter auch Monica aus Rumänien, die die deutsche Sprache bereits so gut beherrscht, dass sie sich wagte daran teilzunehmen. Auch Sie bestätigte, dass es eine tolle Erfahrung gewesen und aufregend sei mit professionellen Künstlern zusammenzuarbeiten.
Am 11. August wird es von 14 bis 16 Uhr einen Atelierrundgang geben, mit dem dann die dritte und letzte Akademiewoche abgeschlossen wird. Hier ist zu beachten, dass eine Voranmeldung nötig ist. Für jeden der sich eigene Impressionen von dieser besonderen Veranstaltung machen möchte, kann es wärmstens empfohlen werden. Außerdem läuft bis zum 28. August noch die Begleitausstellung in der Brüder-Grimm-Stube, in der Künstler und Dozent Henry Ruck und seine „Blaue Stunde“ zu sehen ist.
Weitere Informationen unter www.marburg.de/sommerakademie.