Forscher tagen zum 150. „Geburtstag“ der Ökologie
Marburg 2.9.2016 (pm/red) Rund 500 Ökologen aus 34 Ländern von Norwegen bis Südafrika treffen sich vom 5. bis zum 9. September 2016 zur Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie an der Philipps-Universität Marburg. Unter dem Motto „150 years of ecology – lessons for the future“ ziehen sie Bilanz aus eineinhalb Jahrhunderten ökologischer Forschung und diskutieren aktuelle Ergebnisse, um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein. Die Gesellschaft verleiht zudem Preise an Forschungsarbeiten und prämiert ein Naturfoto sowie eine Infografik. Zum Dialog zwischen jungen und etablierten Wissenschaftlern lädt ein Speed-Dating an.
Unter dem Motto „150 years of ecology – lessons for the future“ treffen sich vom 5. bis zum 9. September 2016 rund 500 Ökologen aus 34 Ländern von Norwegen bis Südafrika an der Philipps-Universität. Auf der 46. Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie Deutschlands, Österreichs und der Schweiz präsentieren Forscher neueste Ergebnisse und diskutieren zukünftige Forschungsfragen. Die 1970 in Gießen gegründete Gesellschaft ist weltweit eine der größten Vereinigungen wissenschaftlicher Ökologen. „Seit der Begriff Ökologie vor eineinhalb Jahrhunderten definiert wurde, hat die Forschung auf diesem Gebiet enorme Fortschritte gemacht“, sagt Prof. Volkmar Wolters, Präsident der Gesellschaft. „Angesichts schrumpfender Ressourcen und wachsender Weltbevölkerung liegen jedoch ebenso große vor uns.“
Eine Woche ökologische Forschung
Eine Woche lang tagen die Wissenschaftler in 30 Sitzungen zu Themen von Wald- bis Stadtökologie und von ökologischer Theorie bis Politikberatung. Auch die Verarbeitung komplexer Daten, wie Geodaten oder Bewegungsprofile einzelner Tiere, diskutieren die Ökologen in Workshops. Die historische Entwicklung der Ökologie und wie sie von der Evolutionstheorie inspiriert wurde, erläutert Prof. Matthias Glaubrecht in einem öffentlichen Vortrag am 6. September um 20 Uhr. Der Hamburger Professor schreibt als Wissenschaftsjournalist für die ZEIT, den Tagesspiegel und die Frankfurter Rundschau. Zu seinem deutschsprachigen Vortrag sind interessierte Bürger herzlich eingeladen.
Deutscher Zoologe erfand die „Ökologie“
Den Begriff „Ökologie“ prägte der deutsche Zoologe und Philosoph Ernst Haeckel im Jahr 1866. Er definierte diesen Wissenschaftszweig als Lehre von den Beziehungen zwischen Lebewesen und mit ihrer unbelebten Umwelt. Mit dem Tagungsmotto nimmt die Gesellschaft darauf Bezug und möchte dazu anregen, durch einen kritischen Blick auf die Vergangenheit neue Perspektiven für die ökologische Forschung zum Wohle unseres Planeten zu gewinnen. „Das historische Marburg und die 1527 gegründete Universität sind eine wundervolle Kulisse, um sich mit der Geschichte und der Zukunft unseres Faches zu beschäftigen“, sagt Prof. Roland Brandl, Gastgeber der Tagung, von der Philipps-Universität.
Speed-Dating, Forschungs- und Fotopreise
Die Gesellschaft prämiert während der Tagung junge Ökologen für herausragende Forschungsarbeiten. Auch ein von Tagungsteilnehmern und Facebook-Nutzern gewähltes Naturfoto zeichnet der Verein aus. Erstmals vergibt die Gesellschaft einen Preis für die beste Infografik zur Darstellung räumlicher Daten. Die Forscher sollten dazu die geografische Lage von Restaurants, Kneipen und Cafés in Marburg bildlich darstellen. Zum Dialog zwischen den Generationen lädt am ersten Tag der Konferenz zudem ein Speed-Dating ein. Hier kommen nicht Singles, sondern junge Forscher mit etablierten Professoren und Doktoren für jeweils zwei Minuten ins Gespräch. Exkursionen in den Nationalpark Kellerwald-Edersee, die Heidelandschaft Hochsauerland und das Biosphären-Reservat Rhön lassen die Tagung schließlich ausklingen.