Blaue Linse Marburg präsentiert Jahresausstellung zum Thema ‚Wunden‘
Marburg 5.9.2016 (pm/red)Die Jahresausstellung der BLAUEN LINSE, demZusammenschluss für gestaltende Fotografie, im Marburger Rathaus befasst sich diesmal mit dem Thema „Wunden“, was fotografisch sehr unterschiedlich interpretiert wird. Armin Benders Baum, Symbol für Kraft und Leben, bricht gewaltsam – mittendrin. Der krachende Widerhall erinnert an 09/11, die Türme, offene Wunden seitdem. „Wunden im sozialistischen Cuba“ dokumentierte Erhart Dettmering im Juli 2016.
Andrea Freisberg öffnet die Augen für die äußeren und inneren Wunden des Holocaust-Mahnmals in Berlin. Heike Heuser befindet sich im Mikrokosmos alter, wertvoller Bücher, in denen die Spuren der Zeit „Wunden“ hinterlassen haben. Durch ungewohnte Blicke auf Details entstehen ganz eigene abstrakt-ästhetische Eindrücke.
Thomas Kämpchen fotografierte in einem Tattoo-Studio auf St. Pauli. Die aufgerissene Erdkruste, tiefe Wunden in der Landschaft zeigt Reinhard Keller in seinen Fotografien, indem er den Blick auf Steinbrüche lenkt – noch offene Wunden, die langsam heilen, neue Biotope entstehen lassen, dennoch aber von menschlichen Eingriffen in unberührte Natur zeugen. Friedemann Korflür befasst sich in seiner Serie mit den seelischen Wunden bei Angehörigen von Verkehrsopfern, die immer wieder einen ganz persönlichen Ausdruck in Gedenkplätzen am Straßenrand finden, die oft über Jahre hinweg gepflegt werden. Sibylle Markl zeigt Bilder zur Bücherverbrennung.
Peter Marx enthüllt auf einem Einzelbild die dunkle Seite des Meeres. Zerfall, Verfall, Abblättern, Risse- An den von Gudrun Niessner-Wild in Murano und Burano im September 2015 fotografierten Gebäudeteilen nagt der Zahn der Zeit und hinterlässt „Architekturwunden“. Susanne Saker zeigt Grabskulpturen, die einst als Projektionsfläche für die bürgerlich kultivierte Trauer dienten und heute selbst Spuren der Verwitterung und Vergänglichkeit aufweisen. Christian Schmetz fragt: „Woher kommt der Liebeskummer?“ Seine Bilder aus der Serie Herzschmerz stammen aus Marburg, Paris, Prag und Sankt Petersburg.
In der Fülle wundenreichen Daseins konzentriert sich Edgar Zieser auf Landschaftsveränderungen durch Kieswerke und Steinbrüche im Marburger Umland sowie den Verbrauch der erbeuteten Rohstoffe in eher gering ambitionierter Architektur und Infrastruktur.
Die Ausstellung wird am Dienstag, dem 6. September – 19 Uhr, im Marburger Rathaus durch Oberbürgermeister Thomas Spies eröffnet.
Die Ausstellung ist vom 6. bis 26. September geöffnet:
Mo – Do 9 bis 16 Uhr, Fr 9 bis 12.30 Uhr, Sa 14 bis 17 Uhr, So. 11 bis 16 Uhr