Flüchtlingscamp in Marburg-Cappel geschlossen
Marburg 21.9.2016 (pm/red) Das Marburger Stadtoberhaupt hat noch einmal die Entscheidung des Landes Hessen zur Campschließung kritisiert. „Wir bedauern die Entscheidung der Landesregierung außerordentlich“, so Spies. Sicher unterhalte das Regierungspräsidium auch an anderen Orten mit privaten Betreibern ordentliche Unterkünfte. „Aber hier in Marburg gab es für die Menschen des Camps nach ihrer Flucht durch den Einsatz von Ehrenamtlichen und Stadt beste Voraussetzungen, anzukommen, Traumata zu überwinden und in einer offenen Stadtgesellschaft Anschluss zu finden“, so Oberbürgermeister Spies.
Darauf wurde von Seiten der Landesregierung erwidert, dass in dem übergangsweisen Notaufnahmelager in Marburg an Freiflächen ebenso gemangelt habe wie ausreichen Gemeinschaftsräume dort fehlen würden. Am heutigen Mittwoch werden die letzten Flüchtlinge per Bus nach Rotenburg an der Fulda gebracht. Der Oberbürgermeister hatte sich am Dienstagmorgen persönlich von Geflüchteten verabschiedet, die das Camp in Cappel verlassen mussten, nachdem die Landesregierung die Erstaufnahmeeinrichtung entgegen der Wünsche aus Marburg schließt und kurzfristig räumen ließ.
Entmutigen lassen werde sich Marburg trotzdem nicht, wird von der Pressestelle der Stadt mitgeteilt. „Man wolle sich auf h in Zukunft für die geflüchteten Menschen einsetzen. Rund 800 zugewiesene Flüchtlinge leben derzeit in Marburg. Mit Hunderten von Ehrenamtlichen kann für dies weiterhin engagiert das Ankommen unterstützt werden und ein gutes Zusammenleben gefördert werden werden.
Am Mittwochmorgen sollen die verbliebenen Männer und Frauen transferiert werden, so dass das Camp gegen Mittag unbewohnt sein werde, ist vom Land mitgeteilt worden. Der Sicherheitsdienst werde weiterhin vor Ort sein. Die MitarbeiterInnen des Regierungspräsidiums beauftragen anstehende Arbeiten.
Dann kann in Marburg ein Nachdenken darüber beginnen, was aus der – seitens des Landes von Anfang an als Übergangslösung bezeichneten – Liegenschaft werden soll. Es war eine einsame Entscheidung des damaligen Oberbürgermeisters Vaupel dort Holzbaracken errichten zu lassen. Dabei wusste man in Marburg sehr gut, dass in Neustadt und Stadtallendorf leerstehende Kasernengebäude umgebaut und zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden sollten.
In Cappel fehlen die Sportflächen, auf denen jetzt die nicht mehr benötigten Massenunterkünfte für Flüchtlinge stehen. Ob diese provisorischen Gebäude mit großen Mehrbetträumen für andere Wohnzwecke überhaupt taugen, ist die große Frage. Dafür müsste die Not schon sehr groß sein. Ortsansässige Familien werden dort nicht einziehen wollen und Studierende stellen sich unter Studentenbude etwas anderes vor. Nach dem Lamento über die Schließung wartet in Cappel eine Aufgabe mehr auf den Oberbürgermeister.