Hessens größtes Planetarium ab November 2024 wieder geöffnet

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Peter Becker-Preis an die Berghof Foundation und den Theologen Clemens Ronnefeldt

Marburg 24.1.2017 (pm/red) Die Philipps-Universität hat zum siebten Mal den Peter Becker-Preis vergeben, mit dem besondere Leistungen in der Friedens- und Konfliktforschung gewürdigt werden. Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause übereichte bei einem Festakt am Freitag, den 20. Januar 2016 in der Aula der Marburger Alten Universität die Auszeichnungen an die Berghof Foundation, an den Theologen Clemens Ronnefeldt und an die Sozialpsychologin Özden Melis Uluğ. Der Peter Becker-Preis ist die höchstdotierte Auszeichnung für Friedens- und Konfliktforschung in Deutschland: Die beiden Hauptpreise sind mit je 2.500 Euro dotiert, der Nachwuchspreis mit 2.000 Euro. Die geschäftsführende Direktorin des Zentrums für Konfliktforschung an der Philipps-Universität, Prof. Dr. Susanne Buckley-Zistel hob in ihrer Begrüßung vor rund 250 Gästen hervor: „Wir leben in schwierigen Zeiten, in denen zuversichtliche Worte schwer fallen, und in denen die Arbeit der Preisträger umso relevanter und wertvoller ist.“

Die Berghof Foundation mit Sitz in Berlin erhielt den ersten Teil des Hauptpreises für ihre Verknüpfung von Forschung und Praxis zur friedlichen Transformation von Konflikten. Mit der Entwicklung und Verbreitung ihrer praktischen Methoden und der Unterstützung von Peacebuilding-Prozessen vor Ort setzt die Berghof Foundation wichtige Impulse zur nachhaltigen Stärkung von Friedensprozessen. Die Stiftung folge in ihrer Arbeit vor allem dem Prinzip, die Strukturen und Kulturen zu hinterfragen, die zu Konflikten geführt haben und Strukturen zu unterstützen, die einen dauerhaften Frieden ermöglichen, heißt es in der Würdigung durch den Politikwissenschaftler und Peter Becker-Preisträger 2006, Prof. Dr. Herbert Wulf, der seine Teilnahme an dem Festakt kurzfristig hatte absagen müssen. Prof. Dr. Dr. Hans-Joachim Giessmann nahm die Auszeichnung für die Berghof Foundation entgegen. In seiner Rede betonte er den besonderen Ansatz der Stiftung: „Wir forschen nicht primär über Konflikte und Konfliktakteure, sondern gemeinsam mit diesen Akteuren, um lokale Potenziale zur Konflikttransformation zu stärken.“

Die zweite Hälfte des Hauptpreises ging an den Diplomtheologen Clemens Ronnefeldt, Friedensreferent des Versöhnungsbundes e.V. in Minden. Er wurde für seine Arbeit an der Schnittstelle zwischen Friedensbewegung und Friedensforschung geehrt. Der Preisträger vernetzt soziale Bewegungen im Nahen und Mittleren Osten, im Kaukasus und auf dem Balkan. Mit seiner Kampagnen- und Öffentlichkeitsarbeit leistet Ronnefeldt einen wesentlichen Beitrag zu einem friedenspolitischen Bewusstsein in der Bevölkerung und gibt Impulse für eine zivile Konfliktbearbeitung. Der Theologe Prof. Dr. Ulrich Duchrow skizzierte in seiner Laudatio verschiedene Beispiele und Dimensionen von Ronnefeldts Arbeit: Im Jugoslawienkrieg habe er persönliches solidarisches Verhalten mit organisierter Sozial- und Friedensarbeit vor Ort und dem Aufbau von politischer Gegenmacht verbunden. Sein Ansatz sei, sich zum Sprachrohr der Kräfte zu machen, die für Frieden und Versöhnung eintreten – so auch in der Arbeit mit Friedensgruppen in Israel und Palästina.

Bemerkenswert und mutig findet Duchrow, dass das Preiskomitee einen „systemkritisch arbeitenden Friedensarbeiter“ auszeichne. Ronnefeldt sagte in seiner Ansprache, dass ihn zunehmend die Frage beschäftige, „wie die Konflikte und Kriege in den von mir bereisten Regionen im globalen Zusammenhang zu sehen sind.“ Dabei ging er auf den Klimawandel und die begrenzten natürlichen Ressourcen ein. „Einfach leben, damit andere einfach überleben, Teilen statt Töten, den mit Überfluss gefüllten Tisch länger statt Zäune höher machen – diese Botschaften bei immer enger werdenden Spielräumen umzusetzen, wird eine politische und geistige Herausforderung werden.“

Den Nachwuchspreis erhielt die Sozialpsychologin Özden Melis Uluğ (PhD, University of Massachusets Amherst), die in ihrer Dissertation die Dynamiken des Kurdenkonflikts in der Türkei untersucht hat. Sie wird ausgezeichnet, weil ihre politisch hochaktuelle Arbeit aufgrund des methodischen Ansatzes, verschiedenste Gesellschaftssegmente umfassend in einen Konfliktregelungs- und Friedensprozess einzubeziehen, große Relevanz für eine praktische Konflikttransformation besitzt. Nachdem der Sozialpsychologe Prof. Dr. Christopher Cohrs die Preisträgerin und ihre Arbeit vorgestellt hatte, sagte Uluğ in ihrer Ansprache, dass sie die Auszeichnung der türkischen Initiative „Academics for Peace“ widme, in der über 1.100 Akademiker aus 89 Universitäten in und außerhalb der Türkei engagiert sind. Deren Mitglieder seien zunehmend Repressalien ausgesetzt. „Ich hätte niemals gedacht, dass Menschen, die als Akademiker in der Türkei Frieden einfordern, derart in Schwierigkeiten kommen könnten“, sagte Uluğ. „So wie die Mitglieder von Academics for Peace werde auch ich weiterhin für Frieden eintreten, gleich welche Konsequenzen das hat.“

Der von dem Marburger Rechtsanwalt Dr. Peter Becker gestiftete gleichnamige Preis wird alle zwei Jahre für Arbeiten oder Projekte vergeben, die wissenschaftliche Erkenntnisse über die Entstehung, den Verlauf und die Bearbeitung von Konflikten vorantreiben und zu einer Konfliktregelung beitragen. Die Veranstaltung wurde von dem Pianisten Alexander Urvalov musikalisch begleitet und klang mit einem Empfang im Kreuzgang der Alten Universität aus.

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