Spielfilm „Enklave“ erzählt aus dem Kosovo
Marburg 27.2.2017 (pm/red) Kosovo, zehn Jahre nach dem Ende des Krieges. In einer kleinen serbischen Enklave leben nur noch wenige Familien, darunter auch der 10-jährige Nenad, zusammen mit seinem Vater und seinem Großvater. Jeden Morgen wird Nenad mit einem KFOR-Panzer zur Schule gefahren. Doch dort ist er mittlerweile der einzige Schüler. Kontakt zu Gleichaltrigen hat er kaum, er sieht sie nur aus dem Panzer, wenn er vorbeifährt und die anderen ihn mit Steinen bewerfen.
Als Nenads Großvater immer schwächer wird, bittet ihn sein Vater, Nenads Tante in Belgrad zu suchen. Denn die Familie muss da sein, wenn jemand stirbt. Außerdem soll der Priester geholt werden. Der jedoch weiß, wie gefährlich es ist, sich zwischen den Grenzen zu bewegen. Denn der Krieg mag vorbei sein – doch der Hass der Menschen aufeinander ist noch da. Und er macht auch vor Kindern nicht halt.
Der Film von Goran Radovanovic über einen immer noch andauernden Konflikt in Europa, erzählt seine Geschichte unaufgeregt und sachlich. Und doch ist man als Zuschauer tief berührt vom Schicksal des Jungen Nenad, der stellvertretend für eine Generation Kinder steht, die sich, geprägt vom Krieg der vorhergehenden Generationen, ihre eigene ganz neue Identität schaffen müssen und als Unschuldige nichts können für das, was geschehen ist.
Tatsächlich gelingt es Nenad, überzeugend von Filip Subaric verkörpert, sich mit zwei albanischen Jungs anzufreunden und die Nähe zu einem Jungen zu suchen, dessen Eltern von Serben getötet wurden. Der Film versetzt sich konsequent in die Perspektive des Jungen, er trägt die Story, ihm folgt man gebannt. Auch der Rest der Figuren, ob Nenads Vater, der Priester, seine Tante, werden von den Darstellern eindringlich und glaubhaft verkörpert.
ENKLAVE verortet seine Geschichte nicht konkret, eine dramatische Zuspitzung der Ereignisse gibt es nicht, es sind die leisen Töne, die die Schwierigkeit und auch Unauswegbarkeit der Situation realistisch und fast dokumentarisch vermitteln. ENKLAVE ist ein eindringlicher Film über den Alltag einer Kindheit inmitten eines Nachkriegsgebiets. Und über Freundschaften, die über Grenzen hinweg möglich sind.