Ein Jahr Regionales Kompetenzzentrum Arbeit
Am 21.03.2017 trafen sich im Regionalen Kompetenzzentrum Arbeit (RKA) 11 Projektträger des Förderinstruments „Kompetenzen entwickeln – Perspektiven eröffnen“ des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration zu einem Fachaustausch, um Entwicklungen, Erfolge und Möglichkeiten des Programms gemeinsam zu erörtern. Langzeitarbeitslosen Menschen einen (Wieder)Einstieg in eine sozialversicherungspflichtige und zukunftssichernde Beschäftigung ermöglichen und somit neue Perspektiven eröffnen und soziale Teilhabe sichern; besonders für diejenigen, die Familienverantwortung tragen oder älter sind und trotzdem noch etwas lernen und leisten wollen. Mit diesem Ziel wurde 2015 das Förderinstrument „Kompetenzen entwickeln – Perspektiven eröffnen (KoPe)“ ins Leben gerufen. Bislang sind elf Projekte gestartet, die über KoPe mit rund 7 Mio. Euro Landesmittel in den nächsten zwei bis drei Jahren gefördert werden und die dieses Ziel nachhaltig erreichen wollen.
Die Projekte beraten und betreuen Menschen, die seit mindestens zwei Jahren Leistungen nach dem SGB II erhalten, ausgehend von ihrer individuellen Situation und qualifizieren sie anknüpfend an ihren Stärken und Fähigkeiten. Sie bieten ihnen zudem einen schnellen, unkomplizierten Zugang zu allen notwendigen Leistungsangeboten, wie zum Beispiel der Schuldnerberatung, Suchthilfe oder Kinderbetreuung. Im Blick ist auch die familiäre Situation der teilnehmenden Menschen. Eine solche ganzheitliche Betreuung wird ermöglicht, indem die regionalen Arbeitsmarktakteure wie z. B. Jobcenter, Beschäftigungs- und Qualifizierungsträger sowie die Kommunen aber auch die potentiellen Arbeitgeber eng zusammenarbeiten.
Die Qualifizierungsbedarfe und Problemlagen langzeitarbeitsloser Menschen sind ebenso vielfältig wie die Chancen auf Beschäftigung, die die regionale Wirtschaft und die Kommunen diesen Menschen geben können. Mit KoPe verfügen die geförderten Träger über ein flexibles Förderinstrument, um dieser Vielfalt gerecht werden zu können. Es ermöglicht ihnen, ihre Projekte auf einem regional vernetzten Ansatz aufzubauen, alle sozialintegrativen Leistungen einzubeziehen und die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mit unterschiedlichen Ansätzen zu begleiten.
KoPe bietet somit den Projekten die Flexibilität, die sie brauchen, damit alle Hindernisse auf dem Weg aus der Langzeitarbeitslosigkeit heraus erfolgreich genommen werden können und damit an dessen Ende ein dauerhaftes sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis steht. Dieses sichert den teilnehmenden Menschen nicht nur ihre Existenz, sie erfahren dadurch auch Wertschätzung, soziale Teilhabe und gesellschaftliche Anerkennung.
In einer zweiten Förderrunde im Oktober 2016 wurden sechs weitere Projekte ausgewählt, die mit rund 3 Mio. € Landesmittel in den nächsten zwei bis drei Jahren gefördert und im April 2017 starten werden.
Regionales Kompetenzzentrum Arbeit
Unter den 11 Projektträgern erhielt 2015 auch die INTEGRAL gGmbH eine 2-jährige Fördermittelzusage und verschränkt seit Januar 2016 mit dem KreisJobCenter Marburg-Biedenkopf ihre konzeptionellen wie operativen Kompetenzen und Ressourcen, um mit dem RKA ein innovatives Konzept zur Aktivierung und Integration von langzeitleistungsbeziehenden Menschen im Landkreis zu bieten. Das RKA versteht sich als Netzwerk, in dem Angebote der regionalen Arbeitgeber und anderer Arbeitsmarktakteure, Beratungsstellen etc. für Langzeitleistungsbeziehende gebündelt und weiter entwickelt werden.
Die Arbeitsmarktzahlen erreichen zwar regelmäßig Tiefststände, doch die Gruppe der Langzeitarbeitslosen profitiert von diesem Trend nur wenig. Das RKA hat sich zur Aufgabe gemacht, den individuellen Vermittlungshemmnissen der Langzeitleistungsbeziehenden mit einem passgenauen Programm aus regelmäßigen Beratungsgesprächen, Trainings, Kursen, Fortbildungen und Workshops in den Räumen des Projekts zu begegnen. Ein Projektcafé, ein kostenloser Bücherbasar und kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen in den Räumlichkeiten des RKA runden das Programm ab.
Das Kursangebot wird von den Teilnehmenden sehr gut angenommen. So bot das RKA ein Achtsamkeitstraining an, welches eine Teilnehmergruppe im Anschluss an den Kurs in Eigenregie bis heute fortführt und sich weiterhin im RKA trifft, um das Gelernte umzusetzen. „Der Schwerpunkt der Gesundheitsförderung im Konzept des RKA wird hier aktiv umgesetzt“, so Simone Gsöllpointner-Volkmann, Projektkoordinatorin.
Neben der Zusammenarbeit in den Projekträumlichkeiten findet bei Bedarf auch aufsuchende Sozial- bzw. Familienarbeit vor Ort, also zu Hause statt. In vertrautem und wertschätzendem Zusammenwirken zwischen Teilnehmenden und Coach wird so im gewohnten Umfeld die erste Kontakthürde überwunden.
„Besonders die Zielgruppe der Bedarfsgemeinschaften (BG) mit Kindern profitiert vom systemischen Ansatz des Projekts, da dieser Gruppe die Integration in Arbeit oftmals besonders schwerfällt“, so INTEGRAL-Geschäftsführer Helge Micklitz. Die Vermittlungszahlen zeigen erste Erfolge der praktizierten systemischen Familienarbeit des RKA. Der Coach arbeitet dabei mit beiden Personen der BG, schaut sich das Familiengefüge (Arbeitszeiten, Kinderbetreuung, Zeitmanagement, Familienalltag) an und kann so zum Beispiel bei Konflikten als Brücke (Mediator) fungieren. Direkt mit Beginn der Teilnahme erhalten beide Partner somit klare Hilfestellungen, was zu einer schnelleren Integration in den Arbeitsmarkt führen kann.
Der ganzheitliche Ansatz des RKA zielt darauf ab, vorhandene Potentiale der Teilnehmenden abzurufen und auszubauen und immer in Bezug auf ihre jeweilige Lebenswelt zu arbeiten. Auf der Basis eines persönlichen Profils, das die Teilnehmer mit ihrem Coach erstellen, wird ein individueller Förderplan erarbeitet, der passgenau auf die Integrationshemmnisse des Einzelnen ausgerichtet ist. Das können sowohl gesundheitliche Einschränkungen sein, aber auch Arbeitsentwöhnung oder Dequalifizierung durch die lange Zeit ohne Arbeit – diese werden in entsprechenden Kursen aufgegriffen und gemeinsam mit den Teilnehmenden aktiv bearbeitet. Dabei stehen im Schnitt 10 erfahrene Dozenten/innen zur Verfügung, die die Themenbereiche Berufliche Qualifizierung, Persönlichkeitsbildung und Gesundheitsförderung abdecken.
Die Netzwerkarbeit mit Arbeitgebern ist eine der Säulen des Projektes. In den Räumen des Kompetenzzentrums finden regelmäßig Informationsveranstaltungen regionaler Arbeitgeber statt. Firmenbesichtigungen geben den Teilnehmenden die Möglichkeit, Arbeitsplätze besser kennenzulernen und sich gleichzeitig als Bewerber zu präsentieren. In Kooperation mit der Kreis-VHS wurde im RKA ein Deutsch-Sprachkurs für geflüchtete Menschen angeboten. In der wertschätzenden Atmosphäre des Projekts kann sich die Gruppe frei entfalten und sehr gute Lernfortschritte erzielen.
Der ständige direkte Austausch der Projektmitarbeiter/innen mit dem Fallmanagement des KreisJobCenters gewährleistet eine lückenlose transparente Förderung der Teilnehmenden, die je nach individuellem Verlauf zwischen 6 und 9 Monate im RKA unterstützt werden.
Seit Projektstart konnten bereits 263 Langzeitleistungsbeziehende vom individuellen und ganzheitlichen Ansatz des RKA profitieren und bereits 33% der Teilnehmer erfolgreich in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden. Mehr als die Hälfte der Vermittlungen fand bei der Zielgruppe der Bedarfsgemeinschaften statt, was ein großer Erfolg ist.
Im Herbst 2016 hat sich das Regionale Kompetenzzentrum Arbeit einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Während des Tags der offenen Tür der INTEGRAL gGmbH konnten die Projekträume besichtigt werden. Ein buntes Programm bot den Besuchern die Möglichkeit, die Gesundheits- Sport-, Kultur- und Coaching-Angebote direkt selbst austesten.
Das Regionale Kompetenzzentrum Arbeit hat sich seit Januar 2016 als wichtiger Akteur in der Vermittlung von Langzeitleistungsbeziehenden etabliert und wird seine Coaching- und Netzwerkarbeit auch weiterhin passgenau an die Bedürfnisse der Teilnehmenden anpassen und weiter entwickeln.