Hessens größtes Planetarium ab November 2024 wieder geöffnet

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Zwei von drei Deutschen misstrauen der Technik für autonomes Fahren

Marburg 13.4.2017 (pm/red)  Selbstfahrende Autos, Busse oder Bahnen werden in zehn bis 20 Jahren Realität sein. In dieser Vorhersage sind sich die Deutschen laut einer repräsentativen Emnid-Umfrage mit den Mobilitätsforschern des Fraunhofer-Instituts IESE Kaiserslautern einig. Auch den Nutzen, den die digitale Technik für eher wenig mobile Bevölkerungsgruppen hat, betrachten Bürger und Experten ähnlich positiv. Und doch zeigt sich beim Thema Straßenverkehr ein gespaltenes Verhältnis der Deutschen zur Digitalisierung. Trotz der in Aussicht stehenden Vorteile, begegnet die große Mehrheit der Bevölkerung dem automatisierten Fahren mit großer Skepsis.



67 Prozent der Befragten sagen in der Umfrage, sie stünden der Technik des autonomen Fahrens grundsätzlich misstrauisch gegenüber. Begeisterung signalisiert hingegen nur etwa jeder Vierte. Dementsprechend können sich 61 Prozent auch nicht vorstellen, ein selbstfahrendes Auto zu nutzen. Dabei sehen die Befragten durchaus für etliche Gruppen einen möglichen Gewinn an Mobilität: Am häufigsten genannt werden Menschen mit Behinderung (88 Prozent), ältere Menschen (79), Menschen ohne Führerschein (58), Touristen (56) und Stadtbewohner (55).

Hoffnung auf weniger Stress


Selbst ein Auto zu nutzen, das per Computer gesteuert wird, kann sich die Mehrheit der Befragten am ehesten bei längeren Autobahnfahrten (59 Prozent) und Nachtfahrten in den Urlaub (51) vorstellen. Bei der täglichen Fahrt zur Arbeit wäre das immerhin noch für 44 Prozent denkbar. „Je stressiger die Situation, um von A nach B zu kommen, desto offener sind die Menschen für digitalen Fortschritt im Straßenverkehr“, sagt Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

Die Hoffnung auf weniger Stress im Straßenverkehr spiegelt sich in den Einstellungen von Vielfahrern und Großfamilien. Wer viel Zeit im Auto verbringt, oder sich oft mit anderen einigen muss, wer wann das Auto nutzen kann, ist von der neuen Technologie wesentlich häufiger begeistert. Da scheint es nur logisch, wie die Befragten am liebsten die gewonnene Zeit verbringen möchten, während das Auto sich selbst steuert: Auf Platz eins steht „aus dem Fenster schauen“ (73 Prozent), gefolgt von „entspannen“ (59), „lesen“ (47) und „im Internet surfen“ (39).

Höheres Unfallrisiko oder mehr Sicherheit?


Die Experten der Fraunhofer-Gesellschaft haben für die Bertelsmann Stiftung Szenarien zum Thema „Mobilität und Digitalisierung“ entwickelt. Die Fachleute halten es für wahrscheinlich, dass das automatisierte Fahren zwischen 2027 und 2037 zumindest auf vorgegebenen Routen funktioniert. Autonome Shuttles verkehren dann als Linienbus, Schulbus oder Zubringer zum nächstgelegenen Bahnhof. „Wenn der Personen-Nahverkehr durch Automatisierung günstiger und das gesparte Geld in bessere Taktung und mehr Angebote investiert würde, würde das den ländlichen Raum erheblich attraktiver machen“, sagt Brigitte Mohn.

In diesem Punkt gehen die Hoffnungen von Experten und Bürgern allerdings auseinander. Die Mobilitätsforscher sehen in der Digitalisierung eine Chance, die Daseinsvorsorge im ländlichen Raum zu verbessern. Diese Meinung teilen zumindest im Hinblick auf automatisiertes Fahren 45 Prozent der Deutschen. Und während die Experten in ihren Zukunftsszenarien insbesondere für Kinder und Jugendliche Chancen sehen, mit autonomen Shuttles unproblematisch zum Unterricht, zum Sport oder ins Kino zu kommen, unterstützen das 34 Prozent der Befragten.

Diese Zurückhaltung mag mit den Gründen zu tun haben, warum die Deutschen selbstfahrenden Autos misstrauen: Am häufigsten genannt wird die Angst vor Unfällen (84 Prozent). Es folgen die Sorge vor Verlust der eigenen Kontrolle über das Auto (83) und vor Hacker-Angriffen (74).

Die Forscher kommen zu genau entgegengesetzten Annahmen: „Automatisiertes Fahren hat Potential für die Zukunft, da Unfälle bedingt durch menschliche Faktoren, zum Beispiel zu langsame Reaktionszeit, Müdigkeit, Ablenkung, und so weiter verhindert werden können“, heißt es in der Studie „Mobilität und Digitalisierung: Vier Zukunftsszenarien“.

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