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Ländlicher Raum auf der Suche nach einer neuen Zukunft

Berlin, Marburg 26.5.2011 (pm) Zwei Jahrzehnte lang war vor allem Ostdeutschland ein Experimentierfeld des Stadtumbaus, haben doch viele Städte mehr als ein Viertel ihre Einwohner verloren. Doch für schrumpfende Dörfer im ländlichen Raum gibt es solche Antworten bisher kaum. Dort verschlechtert sich die infrastrukturelle Versorgung aufgrund zu weniger Nutzer. Junge Leute ziehen weg, Schulen werden geschlossen, wo nur wenig oder keine Kinder leben, und das Leben auf dem Dorf erlahmt. Die alten Ortskerne verfallen und Immobilien verlieren massiv an Wert.

Freiwilliges Engagement der Bürger kann unter diesen Umständen über Zukunftsfähigkeit oder Niedergang eines Ortes entscheiden. Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung hat im Rahmen der im März 2011 bereits zum dritten Mal vorgelegten Regionalstudie Die demografische Lage der Nation die Situation von Engagierten in sechs deutsche Landkreisen und Städten untersucht, die vom demografischen Wandel besonders betroffen sind.

Wie sich zeigt, braucht bürgerschaftliches Engagement dort bessere Rahmen-bedingungen. Die bürgerschaftlichen Macher sind nach jahrelanger Abwanderung gut Qualifizierter oft rar. Engagierte hängen wegen der kommunalen Finanznot am Tropf von häufig wechselnden und befristeten staatlichen Förderprogrammen. Kommunalverwaltungen und Wohlfahrts-verbände sehen engagierte Bürger mitunter als Konkurrenten um Macht und Arbeitsplätze. Privaten Stiftungen wiederum sind Projekte im schrumpfenden ländlichen Raum oft zu wenig spektakulär, um sich dort zu engagieren.

Stiftungen, Regionalplaner, Verbände und Vereine haben sich in den vergangenen Wochen an das Berlin-Institut gewandt und unterstrichen, wie wichtig es ist, die öffentliche Debatte über die Handlungsempfehlungen der Studie zur Förderung freiwilligen Engagements im ländlichen Raum voranzutreiben. Wegen des großen Interesses am Engagement-Schwerpunkt der Studie Die demografische Lage der Nation stellt das Berlin-Institut diesen Teil der Untersuchung unter dem Titel Klamme Kommunen und engagierte Bürger als eigenständiges Dokument zum Download bereit.

Drei Veranstaltungen in Sachsen-Anhalt und in Niedersachsen werden in den Monaten Mai und Juni Konsequenzen der demografischen Schrumpfung im ländlichen Raum sowie mögliche Antworten darauf diskutieren und dabei auch die jüngsten Forschungsergebnisse des Berlin-Instituts aufgreifen. So steht ein Forum in Hermsdorf in der Gemeinde Hohe Börde bei Magdeburg am 26. Mai 2011 unter der Überschrift Demografischer Wandel – gemeinsam Strategien finden. Am 6. Juni fordern in der Lutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt) Politiker, Wissenschaftler und Regionalplaner Kommunales Handeln und freiwilliges Engagement verknüpfen! – und diskutieren, wie dies gelingen kann. Am 28. Juni wird sich die Evangelische Kirche in Hitzacker (Kreis Lüchow-Dannenberg, Niedersachsen) die Frage stellen, wie Kirche das freiwillige Engagement im ländlichen Raum aktivieren und damit zur Zukunftsfähigkeit und zur Sicherung der Daseinsvorsorge in schrumpfenden Regionen beitragen kann.

Auf den drei Veranstaltungen wird Steffen Kröhnert vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung die Ergebnisse der Studie des Berlin-Instituts vorstellen und deren Empfehlungen in die Diskussion einbringen.

Der Schwerpunkt Engagement Klamme Kommunen und engagierte Bürger steht auf den Webseiten des Berlin-Instituts zum Download bereit.

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