IHK-Sonderumfrage: Mit Aus- und Weiterbildung gegen den Fachkräftemangel
Eine Sonderbefragung im Umfeld der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg hat ergeben, dass jedes dritte Unternehmen den Fachkräftemangel als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten betrachtet. Die 389 antwortenden Betriebe aus den Wirtschaftszweigen Industrie, Handel und Dienstleistungen wollen darauf vor allem durch eine höhere Anzahl von Ausbildungsplätzen (62,4 Prozent) und vermehrte Weiterbildungsangebote (59,2 Prozent) reagieren.
Besonders ältere Mitarbeiter sollen vor dem Hintergrund einer zunehmenden Alterung der Belegschaft an Weiterbildungsmaßnahmen beteiligt werden (26,8 Prozent). Das Anwerben von Fachkräften und/oder Auszubildenden aus dem Ausland kommt dagegen nur für wenige Betriebe in Frage. Deutlich mehr Wert legen die Unternehmen auf eine verbesserte Schulbildung: 71,1 Prozent der Befragten wünschen sich eine Verbesserung der Qualifikation der Schulabgänger.
Einem drohenden Fachkräftemangel begegnen die Unternehmen laut Umfrage durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf (35,7 Prozent). Ziel ist es, das vorhandene Fachkräftepotenzial besser zu heben. „Die Betriebe wünschen sich hierfür den Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten, von Ganztagsschulen und auch von Pflegeangeboten“, berichtet Thomas Rudolff, IHK-Konjunkturfachmann und Geschäftsführer des Bereichs Kommunikation. Dem demografischen Wandel möchten 45,2 Prozent der Unternehmen flexible Arbeitszeitmodelle entgegensetzen.
Des Weiteren haben 30,2 Prozent der Betriebe vor, vermehrt ältere Beschäftigte neu einzustellen oder sie länger zu beschäftigen. Zudem reagieren sie mit altersgemischten Teams auf die zunehmende Alterung der Belegschaft. Das Sichern des betriebsinternen Wissens und der Wissenstransfer innerhalb der Belegschaft spielen eine große Rolle.
Wie begehrt Fachkräfte schon jetzt sind, zeigt sich daran, dass Branchen wie zum Beispiel das Gast- und das Baugewerbe mehr Schwierigkeiten haben, offene Stellen zu besetzten – insgesamt meldet diesbezüglich jeder fünfte Betrieb aus dem IHK-Bezirk Probleme. Die Unternehmen aus Nordhessen und dem Altkreis Marburg sehen es branchenübergreifend als wichtig an, ihre Arbeitgeberattraktivität zu steigern, um im Wettbewerb um Fachkräfte nicht das Nachsehen zu haben. „Die Auszubildenden sind schon jetzt in der für sie erfreulichen Situation, sich mehr oder weniger aussuchen zu können, welchen Ausbildungsplatz sie annehmen wollen“, sagt Rudolff. Ein akutes Problem besteht in der Region laut Einschätzung der meisten befragten Unternehmer derzeit jedoch nicht, offene Stellen längerfristig zu besetzen.