Landkreis will Konzept für den Radverkehr entwickeln
Marburg 24.09.2015 (pm/red) Der Landkreis will einen Radverkehrsplan entwickeln. Das erfuhren rund 80 Teilnehmer der Radverkehrskonferenz im Landratsamt in Marburg. Vertreter von Politik und Wirtschaft, Mitglieder von Interessenverbänden sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger wurden umfangreich über das Thema Radverkehr und das weitere Vorgehen informiert.
Ruth Glörfeld, Leiterin des Fachdienstes Bürgerbeteiligung, Ideen- und Beschwerdemanagement, präsentierte die Ergebnisse der Online-Umfrage, bei der sich fast 80 Prozent der Befragten positiv über die Qualität der Radrouten äußerten. Dennoch verlaufen lediglich 80 Kilometer über befestigte Radwege. Der Rest der 1.200 Kilometer der vorhandenen Routen wurde nicht spezifisch für Radfahrer angelegt. Der größte Anteil von 600 Kilometer liege auf land- und forstwirtschaftlichen Wegen, wie Thomas Meyer von der TOuR GmbH bei einer Analyse des hiesigen Radroutennetzes feststellte.
Vielleicht ist dies einer der Gründe, warum Mittelhessen in Bezug auf den Radverkehr mit einem Anteil von 4,3 Prozent lediglich eine „Einsteigerregion“ ist. Dies soll durch einen umfangreichen Radverkehrsplan geändert werden. Daran arbeitet nun die TOuR GmbH gemeinsam mit einem Ingenieursbüro. „Macht den Freizeitradler zum gelegentlichen Alltagsradler, den Sonnenscheinradler zum Allwetterradler!“, riet Verkehrswissenschaftler Prof. Dr. Heiner Monheim. Zusätzlich soll ein/e Radverkehrsbeauftragte/r eingestellt werden.
Zu den möglichen Aufgaben dieser Person konnte Friederike Christian ausführlich Auskunft geben. Die Radverkehrsbeauftragte des Landkreises Göppingen erklärte das Vorgehen ihres Landkreises bei der Förderung des Radverkehrs und erläuterte die Tätigkeitsfelder ihrer Arbeit. Der präzise Maßnahmenkatalog Göppingens wurde von den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern sehr positiv bewertet und man war sich einig, dass ein solcher Katalog auch für Marburg-Biedenkopf ein hilfreiches Instrument darstellen würde.
Ein weiteres wichtiges Gesprächsthema war die Entwicklung von „Radschnellwegen“. Diese sollen durch eine möglichst geradlinige Streckenführung einen schnellen Weg in Ballungsräume bieten und so das Fahrrad auch für den alltäglichen Weg zur Arbeit attraktiv machen. Zu der Befürchtung, dass die Mittelgebirgslandschaft des Landkreises dafür ein Problem darstellen könnte, erklärte Prof. Dr. Monheim, der die Veranstaltung moderierte, dass es aufgrund des immer stärker werdenden E-Bike-Booms eigentlich keine Berge mehr gebe und man ohne Scheu alle Personen zum Fahrradfahren einladen solle. Dementsprechend will der Landkreis in nächster Zeit zu weiteren Veranstaltungen in den Regionen einladen, um spezifische Fragestellungen und Vorschläge für das Radverkehrskonzept zu diskutieren.