Nächtliche Straßensperrungen wegen Amphibienwanderungen zwischen Ronhausen und Argenstein und zwischen Roth und Niederwalgern
Marburg 23.3.2016 (pm/red) Wie in jedem Jahr, wenn der Winter dem Ende zu geht und die Temperaturen milder werden, muss jetzt damit gerechnet werden, dass die Amphibien mit ihrer Laichwanderung beginnen. Entscheidend für den Beginn der Amphibienwanderung ist ein feuchtes, regnerisches Wetter bei einsetzender Dämmerung. Vielfach sind bereits besondere Querungshilfen für Amphibien zur Unterführung der Straßen im Landkreis vorhanden, teilt die Kreisverwaltung mit. Jedes Jahr überqueren Molche, Feuersalamander, Gras- und Teichfrösche sowie Erdkröten in großer Zahl Straßen im Landkreis. Auf ihren gewohnten Wanderwegen geraten die Amphibien immer häufiger in große Gefahr, eine Straße überqueren zu müssen. Eine Erdkröte benötigt beispielsweise zehn bis zwanzig Minuten, um eine 15 Meter breite Straße zu überqueren.
Um die hohe Zahl der Verkehrsopfer unter den Amphibien zu verringern, haben die Gemeinde Weimar und die unteren Naturschutzbehörden der Stadt Marburg und des Landkreises beschlossen, die Gemeindestraße zwischen Ronhausen und Argenstein für den Durchgangsverkehr nächtlich zwischen 19 Uhr und 6 Uhr über eine fest installierte Schrankenanlage zu sperren, sobald die Wanderungen beginnen. Des Weiteren erfolgt ebenfalls im gleichen Zeitraum eine Sperrung der K 59 zwischen Niederwalgern und Roth durch das Aufstellen mobiler Sperrelemente in einer Gemeinschaftsaktion der Gemeinde Weimar, der zuständigen Behörden des Landkreises und der NABU-Ortsgruppe Fronhausen. Die Sperrungen könnten bereits ab den nächsten Tagen erfolgen und werden circa vier Wochen andauern.
Diese Maßnahmen dienen nicht nur dem Schutz der Amphibien, sondern auch der Sicherheit der Autofahrer, da sie helfen, Unfälle zu vermeiden. Entsprechende Hinweisschilder verweisen frühzeitig auf die gesperrte Durchfahrt. Falls eine längere Kälteperiode die Amphibienwanderung unterbrechen sollte, wird die Straßensperrung für diesen Zeitraum aufgehoben.
Die bevorstehende Wanderung an der K 59 wird von den Mitgliedern der NABU-Ortsgruppe Fronhausen und der Gemeinde Weimar begleitet. Sie übernehmen den täglichen Auf- und Abbau der Sperreinrichtung. Dieser Aufwand lohnt sich: Es hat sich gezeigt, dass solche Maßnahmen nicht nur aus Gründen des Arten- und Biotopschutzes sehr sinn- und wirkungsvoll sind, sondern im Falle einer festen Schrankenanlage auch relativ einfach und kostengünstig umsetzbar sind. Wenn auf solche Schutzmaßnahmen verzichtet würde, wären die Amphibienvorkommen im Landkreis gefährdet. Alleine in Hessen werden geschätzt jährlich rund eine Millionen Amphibien überfahren.
Daher bitten alle beteiligten Behörden sowie die Polizei die Verkehrsteilnehmer, diese Sperrung zu beachten und damit die ehrenamtlich Tätigen vor Ort bei ihren Einsätzen zu unterstützen. Es werden Kontrollen in diesen Sperrbereichen vorgenommen. Zusätzlich wird darauf hingewiesen, dass an der Gemeindestraße zwischen Ronhausen und Argenstein zwei fest installierte Schranken die Sperrung in der Nachtzeit absichern, während die Sperrung an der K 59 zwischen Roth und Niederwalgern durch den täglichen Auf- und Abbau mobiler Sperrelemente gewährleistet wird.
Hintergrund
Nachdem sich die Tiere fortgepflanzt haben, begeben sie sich wieder zurück in das meist weit entfernte Sommerquartier. In der Regel sind die Tiere sehr ortstreu und leben dort bis zum Herbst in einem kleinen Revier. Der Grund für die Wanderlust vieler Amphibien-Arten liegt darin, dass die wechselwarmen Wirbeltiere, sobald sie ausgewachsen sind, zwar dauerhaft an Land leben könnten, aber hinsichtlich der Fortpflanzung noch wie ihre Vorfahren, die Fische, an das Wasser gebunden sind. Die Amphibien legen auf ihrem Wanderweg zum Teil Entfernungen von mehreren Kilometern zurück, wie beispielsweise die Erdkröte, die bis zu 2.200 Meter wandert. Nicht selten werden weite Strecken sogar in mehrtägigen Etappen absolviert.