Neue Studie: BAföG-Fördersätze müssen stärker als geplant erhöht werden
Marburg 08.01.2019 (pm/red) Die BAföG-Fördersätze für Studierende müssen stärker angehoben werden, als von der Bundesregierung derzeit geplant, um die immer höheren Ausgaben der Studierenden abdecken zu können. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die das Deutsche Studentenwerk (DSW) beim Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) in Berlin beauftragt hat. Ein Team von Forscherinnen unter der Leitung von Dr. Dieter Dohmen, Direktor des FiBS, hat im Auftrag des DSW die erstmals im Mai 2017 vorgelegte Studie „Ermittlung der Lebenshaltungskosten von Studierenden“ aktualisiert und die damaligen Daten um die jüngste, 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden in Deutschland aus dem Jahr 2016 ergänzt.
Im Vergleich zur Vorgänger-Studie von 2017, die damals auf Daten aus den Jahren 2012 und 2013 basierte, stiegen in den Jahren 2012 bis 2016 die Gesamtausgaben zum Beispiel für alleine, in einer WG oder einem Wohnheim lebende, unter 25-jährige Studierende seitdem im Schnitt um bis zu 18%, für Studierende, die zu den 15% mit den geringsten Einnahmen gehören, sogar um bis zu 31%. Überproportional stark angestiegen sind die Ausgaben für Miete (um bis zu 55%), Gesundheit (um bis zu 41%) und Fahrtkosten (um bis zu 38%).
Mit Blick auf den BAföG-Grundbedarfssatz schlussfolgern die FiBS-Autor/-innen, dass „500 bis 550 Euro angemessen“ wären; „gegenüber dem derzeitigen Betrag von 399 Euro wäre dies ein Anstieg um 25% bis 38%“, schreiben sie. Diese Zahlen meinen den BAföG-Grundbedarfssatz; hinzu kommen Pauschalen für die Unterkunft (derzeit 250 Euro im Monat) und die Kranken- und Pflegeversicherung (derzeit 86 Euro im Monat). Gemäß Eckpunkten des fürs BAföG verantwortlichen Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), welche im November 2018 vorgestellt wurden, will die Bundesregierung den BAföG-Grundbedarfssatz zum Wintersemester 2019/2020 um 5% auf circa 420 Euro und zum Wintersemester 2020/2021 um weitere 2% im Monat erhöhen; die Wohnpauschale soll auf 325 Euro im Monat steigen.
DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde erklärt: „Die neue Studie zeigt, dass so viele Studierende wie nie zuvor neben dem Studium jobben müssen, um die gestiegenen Kosten aufzufangen. Ihre hohe Erwerbstätigkeit ist eben nicht eine Folge der guten Konjunkturlage, sondern vielmehr dem Umstand geschuldet, dass das BAföG mit diesem Kostenanstieg nicht mithält. Der BAföG-Grundbedarfssatz muss dringend auf die vom FiBS empfohlenen 500 bis 550 Euro angehoben werden. Auch deuten die erheblich gestiegenen Fahrtkosten auf eine starke Zunahme von studierenden Pendlern hin, da sie sich die hohen Mieten am Studienort nicht mehr leisten können. Dies unterstreicht einmal mehr unsere seit Jahren erhobene Forderung nach einem öffentlich geförderten Ausbau der Wohnheimplätze in Hochschulstädten.“
Dr. Dieter Dohmen vom FiBS sagt: „Die Ausgabensteigerungen in den vier Jahren zwischen 2012 und 2016 sind deutlich höher als erwartet und betreffen die ärmeren Studierenden noch viel mehr als ihre Mit-Studierenden mit höheren Einnahmen. In der Spitze lassen sich Mietsteigerungen von bis zu 55 Prozent identifizieren. Wer eine neue Wohnung sucht, muss viel stärker in die Tasche greifen als noch vor ein paar Jahren. Aber auch die Steigerungen für Fahrtkosten und Gesundheit sind ausgesprochen hoch. Kein Wunder, dass die Studierenden vor allem bei der Ernährung sowie Kleidung, Freizeit und Lernmitteln versuchen zu sparen. Die Ausgaben für Ernährung so oft so niedrig, dass sie unterhalb des physiologischen Existenzminimum liegen dürften.“
Im Jahr 2017 erhielten gemäß der amtlichen Statistik rund 557.000 Studierende BAföG; vor der jüngsten Erhöhung zum Wintersemester 2016/2017 wurden im Jahr 2015 noch 611.000 Studierende gefördert. Der durchschnittliche Förderungsbetrag lag bei 499 Euro im Monat. Die Kosten fürs BAföG, für Schüler/innen und Studierende, trägt seit Anfang des Jahres 2015 der Bund. Sie lagen im Jahr 2017 für die Studierenden bei 2,181 Milliarden Euro.