Marburger Biophysiker erhält Heinz Maier-Leibnitz-Preis
Marburg 28.02.2019 (wm/red) Der Marburger Prof. Dr. Knut Drescher erhält in diesem Jahr die wichtigste Auszeichnung für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland, den mit 20.000 Euro dotierten Heinz Maier-Leibnitz-Preis. Drei Wissenschaftlerinnen und sieben Wissenschaftler erhalten in diesem Jahr den Preis, der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vergeben wird. Knut Drescher liefert mit der Erforschung bakterieller Biofilme wichtige Beiträge zur Infektionsforschung.
Knut Drescher (35) ist seit 2014 Leiter einer Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg und seit 2015 auch Professor für Biophysik an der Philipps-Universität Marburg. „Ich bin überglücklich diese Auszeichnung zu erhalten, die auch durch die interaktive und interdisziplinäre Atmosphäre in Marburg ermöglicht wurde – hier ist es für mich möglich sowohl Biophysiker als auch Mikrobiologe zu sein“, sagt Drescher.
Knut Drescher, der im Grenzbereich zwischen Physik, Mikrobiologie, Materialwissenschaften und Biotechnologie arbeitet, hat wichtige Beiträge zur Erforschung der zellulären Abläufe während der Entstehung von bakteriellen Biofilmen und deren multizellulären Eigenschaften geleistet. Viele Bakterien leben in ihrer natürlichen Umgebung hauptsächlich in Gemeinschaften, die an Oberflächen heften, so genannten Biofilmen. Innerhalb dieser Biofilme sind Bakterien durch einen klebrigen Schleim miteinander verbunden, der sie vor Angriffen schützt. Dreschers Erkenntnisse helfen bei der Entwicklung von Maßnahmen, um in das Wachstum und die Verbreitung dieser multizellulären Kollektive einzugreifen.
Dadurch rückt das Ziel in größere Nähe, das Sterblichkeitsrisiko durch Infektionen zu reduzieren, die von bestimmten Pathogenen ausgelöst werden. Auch liefern Dreschers Arbeiten bedeutende Hinweise zu einem verbesserten Verständnis davon, wie innerhalb von Bakteriengemeinschaften selbstorganisiert Interaktionsmuster entstehen, die sich von individuellen Verhaltensweisen unterscheiden. Drescher, der nach Stationen in Oxford, Cambridge und Princeton nach Marburg kam, warb 2016 einen ERC Starting Grant ein und ist Teilprojektleiter eines DFG-geförderten Sonderforschungsbereichs.
„Die Auszeichnung ist auch eine Anerkennung für die Marburger Forschungslandschaft, in der die interdisziplinäre Zusammenarbeit zum Alltag gehört“, ergänzt Prof. Dr. Michael Bölker, Vizepräsident für Forschung an der Philipps-Universität.
Hintergrund:
Seit 1977 wird der Heinz Maier-Leibnitz-Preis jährlich an hervorragende Forscherinnen und Forscher verliehen, die sich in einem frühen Stadium ihrer wissenschaftlichen Laufbahn befinden und noch keine unbefristete Professur innehaben. Der Preis dient als Anerkennung und zugleich als Ansporn, ihre wissenschaftliche Laufbahn eigenständig und gradlinig fortzusetzen. Benannt ist er seit 1980 nach dem Atomphysiker und früheren DFG-Präsidenten Heinz Maier-Leibnitz, in dessen Amtszeit (1973–1979) er erstmals vergeben wurde. Der Heinz Maier-Leibnitz-Preis gilt als der wichtigste Preis zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland.
Für die diesjährige Preisrunde waren insgesamt 129 Forscherinnen und Forscher aus allen Fachgebieten vorgeschlagen worden. Die Auswahl traf der zuständige Ausschuss unter dem Vorsitz der DFG-Vizepräsidentin und Mathematikerin Prof. Dr. Marlis Hochbruck. Die Preisträgerinnen und Preisträger erhalten die mit je 20 000 Euro dotierte Auszeichnung am 28. Mai in Berlin.