Mehr Plastik als Plankton – Projekttag „Fairer Handel(n) und Nachhaltigkeit“
Marburg 15.06.2019 (pm/red) Morgens um 8.00 Uhr im Kino: 260 Schüler der Kaufmännischen Schulen Marburg (KSM) sehen sich beeindruckende Bilder der Erde an. Weiße Sandstrände mit Palmen, spielende Delfine und Robbenbabys, Korallenriffe. Dazwischen finden sich schockierende Bilder: Berge von Plastikmüll treiben auf den Meeren und werden an Strände gespült, Tiere verenden mit Plastik im Magen, Kinder graben in Müllbergen nach verwertbaren Resten. Der Film „A Plastic Ocean“ dient als Impulsfilm zur Beschäftigung mit einem der drängendsten Probleme unserer Zeit, dem zunehmenden Plastikmüll in den Meeren. Im Zentrum des nordpazifischen Meeresstrudels fanden die Forscher mehr Plastik als Plankton.
Und an anderen Orten in den Ozeanen sieht es kaum besser aus. Eine Wissenschaftlerin erzählt im Film: Der traurige Rekord der Untersuchungen von Meerestieren läge bei 276 Plastikteilen im Körper eines 90 Tage alten Kükens. Die Filmemacher beschreiben das Problem so: „A Plastic Ocean dokumentiert die neuesten Forschungserkenntnisse, die beweisen, wie Plastik, wenn es in die Ozeane gelangt, in kleine Partikel zerfällt, die dann in die Nahrungskette gelangen, wo sie Giftstoffe anziehen wie Magnete. Diese Giftstoffe werden im Fettgewebe von Meerestieren eingelagert und letztendlich von uns gegessen.“ Daneben zeigt der Film jedoch auch Technologien und politische Lösungen, die das Potenzial haben, die Situation zu verbessern.
Mit diesen und weiteren Themen beschäftigt sich der Projekttag der KSM mit dem Titel „Fairer Handel(n) und Nachhaltigkeit“. Seit mehreren Jahren wird dieser Projekttag in Kooperation mit dem Weltladen Marburg und dem Verein motivé mit Schülern der unterschiedlichsten Schulformen durchgeführt. Aufgrund der guten Resonanz findet er jährlich sogar schon an zwei Tagen statt, einmal mit Vollzeitschülern (Berufliches Gymnasium, Fachoberschule, Berufsfachschule) und mit Teilzeitschülern. Besonders in den Fokus rücken dabei die Auszubildenden im Einzelhandel. „Wir wollen die Schüler über Missstände, die mit unserem Konsumverhalten zusammenhängen, informieren und besonders auch bei denjenigen, die beruflich eine Beratungsrolle einnehmen, das Bewusstsein für ein faires Konsumverhalten schaffen“, so Thomas Gaudek, Koordinator der Veranstaltung und Lehrer an den Kaufmännischen Schulen.
Das Thema Plastik ist Schwerpunktthema der diesjährigen Projekttage. Nach dem Film erfahren die Schüler zum Beispiel in einem Workshop, wie sich jedes Jahr riesige Mengen von Plastikmüll in den Meeren und Ozeanen verteilen, selbst in der Arktis, Antarktis und auf menschenleeren Inseln. Anschließend diskutieren sie Lösungsansätze, wie sich die Umweltbelastung durch Plastik verringern lässt. So wird zum Beispiel das Verfahren der Plasmavergasung vorgestellt, bei dem durch hohe Hitze alle eingespeisten Stoffe ohne giftige Rückstände in atomare Bestandteile zerlegt werden und dabei noch Energie gewonnen wird. Einige Schüler der Klasse 11FO01 haben sich spontan zu einer Müllreinigungsaktion nach den Sommerferien entschlossen, wohl wissend dass dies nur ein einzelner Ansatz auf das Plastikproblem ist.
In weiteren Workshops rückt zum Beispiel das Postwachstum als Antwort auf den auf Kosten der Umwelt erkauften Fortschritt sowie eine gesunde und nachhaltige Lebensweise in den Fokus dieses Tages.