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Gut versorgt in einer Wohngemeinschaft im Alter leben – St. Elisabeth-Verein eröffnet erste trägerinitiierte ambulante Wohngruppe Hessens

Viel Interesse gab es für das Projekt „ambulante Wohngruppe“ während der Einweihung in der Lahnfelshalle. Foto Manfred Günther

Kassel 12.11.2019 (pm/red)  Im Alter möglichst selbstbestimmt leben – in einer Wohngemeinschaft als Ersatzfamilie und dabei professionell ambulant versorgt sein: Das ist künftig in Lahntal-Goßfelden bei Marburg möglich. Dort entsteht eine Wohngruppe für 10 pflegebedürftige und/oder an Demenz erkrankte Menschen. Initiiert von der Altenhilfe des St. Elisabeth-Vereins, betrieben vom Verein als Bauherren und Vermieter, unterstützt von der Gemeinde Lahntal und professionell begleitet von der Diakoniestation Marburg-Cappel.

„Wohngruppen sind ein Baustein in der Sorge für ältere und pflegebedürftige Menschen, die nicht mehr zu Hause versorgt werden können, aber in ihrem vertrauten Sozialraum bleiben möchten“, beschreibt Ernst Boltner die Bedeutung dieser Lebens- und Versorgungsform. „Insbesondere Menschen mit Demenz werden in der Normalität einer Wohngruppe sich wohl fühlen und den Alltag in vielen Dingen miterleben und wieder erkennen“, so der Geschäftsbereichsleiter der Altenhilfe des St. Elisabeth-Vereins Marburg weiter.

In Goßfelden leben 10 pflegebedürftige und/oder an Demenz erkrankte Menschen in einer großen Wohnung zusammen. Alle haben ihr eigenes Zimmer und alle nutzen Küche, Wohnzimmer, den Wohnessraum  und Bäder gemeinsam. Bei aller Gemeinsamkeit, das selbstbestimmte Leben bleibt erhalten: So mit dem morgendlichen Frühstück, dass nach dem individuellen Aufstehen eingenommen wird. Bei der Mittagessenvorbereitung kann jeder mitmachen oder es auch nur miterleben.

Ebenso ist dies die Zeit für einen gewünschten Rückzug in das eigene Zimmer oder die Teilnahme an gemeinsamen Aktivitäten wie Spielen, Einkaufen, zum Arzt gehen. Nach dem gemeinsamen Mittagessen und der Mittagsruhe findet man sich wieder zum Kaffeetrinken und vereinbarten Aktivitäten wieder. Spazierengehen, Besuch des Familien- und Kulturzentrums gegenüber, Singen und Erzählen lassen die Zeit bis zum Abendessen wie im Flug vergehen. Der Abend klingt dann nach einem gemütlichen Beisammensein aus, und anschließend kann jeder in seinem Zimmer den restlichen Abend ausklingen lassen und wird vom Pflegepersonal zu Bett gebracht.

Viel Mitbestimmung und Mitwirkung durch die Betreuten und ihre Angehörigen ist bei dieser besonderen Wohn- und Lebensform erwünscht. „Darum ist eine ambulant betreute Wohngruppe auch genau das Richtige für Angehörige, die Entlastung suchen, aber weiterhin Verantwortung leben möchten und Interesse an echter Mitwirkung für das Leben in der Wohngruppe haben“, sagt Boltner.

„Sozialräumliche Projekte wie dieses in Goßfelden stellen eine der wichtigsten Herausforderungen der zukunftsorientierten Sozialen Arbeit dar“, sagt Hans-Werner Künkel zu der Bedeutung der Wohngruppe, die der St. Elisabeth-Verein als Bauherr für 1,3 Millionen Euro errichtet hat. „Eine unserer Aufgaben besteht dabei darin, Begegnungsmöglichkeiten für jene Menschen zu schaffen, die wir betreuen“, so der Vorstand des Vereins weiter. Es würden dabei Lebenswelten gestaltet und Verhältnisse geschaffen, die es den Menschen ermöglichen, in ihren jeweiligen Lebenssituationen und -Lagen gut zurechtzukommen.

Lange Zeit gab es für Menschen mit Demenz oder pflegebedürftige Menschen nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie blieben in ihrer eigenen häuslichen Umgebung und wurden von Angehörigen und einem Pflegedienst betreut oder sie zogen in ein Pflegeheim. Seit Mitte der 1990er Jahre gibt es die Wohngruppen mit Begleitung und ambulanter Pflege. Sie knüpfen an das gewohnte Leben zu Hause an. Bei dieser Wohnform sind die Bewohenrinnen und Bewohner Mieterinnen und Mieter und verbleiben grundsätzlich bis an ihr Lebensende in der ambulant betreuten Wohngruppe.

Die Wohngruppe ist leistungsrechtlich im ambulanten Bereich verortet und ordnungsrechtlich als trägerinitiierte Wohngruppe. Das heißt, wie in einer normalen Wohnung ist hier für das Wohnen ein Mietvertrag mit dem St. Elisabeth-Verein Marburg als Vermieter abgeschlossen. Für die Pflege- und Betreuung wird ein Pflege- und Betreuungsvertrag mit dem ambulanten Dienst der Diakoniestation Cappel abgeschlossen. Dieser übernimmt alle pflegerischen, betreuerischen und hauswirtschaftlichen Aufgaben und stellt die 24-stündige Betreuung sicher.

Pflegerische und betreuerische Leistungen werden als Sachleistung gemäß Sozialgesetzbuch mit den Pflegekassen in Höhe der jeweiligen Sachleistung entsprechend des Pflegegrades abgerechnet, darüber hinaus gehende Betreuungsleistungen werden als Eigenanteil in Rechnung gestellt. Die Übernahme von Kosten durch den Sozialhilfeträger ist im Einzelfall grundsätzlich möglich. Krankenkassenleistungen werden entsprechend der ärztlichen Verordnung mit den Krankenkassen abgerechnet.

Die Einrichtung der Wohnung ist selbstverständlich Sache derer, die in ihr leben. Behaglichkeit im eigenen Zimmer zieht mit den eigenen lieb gewordenen Möbeln ein, die jede Mieterin und jeder Mieter für sich mitbringt. Die Gestaltung der gemeinschaftlich genutzten Räume ist eine gemeinsame Aufgabe. Auch diese werden so weit wie möglich mit eigenen, mitgebrachten Möbeln eingerichtet.

Zunächst sind sie in dieser Wohngruppe teilweise bereits mit gemütlichen Möbeln durch den Vermieter ausgestaltet. Einige notwendige funktionale Gegenstände sind bereits vorhanden, z.B. Waschmaschine, Trockner. Ebenso ist der Wohnessraum möbliert und mit einer kompletten wohnlichen Einbauküche mit allen nötigen Geräten ausgestattet. Weitere größere Anschaffungen werden bei Bedarf gemeinsam besprochen und bei Umsetzung werden die Kosten auf die Miete umgelegt.

 

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