Marburger Nachtstern verbindet Kultur und Nahverkehr – Neues Angebot will Bus- und Bahnanbindung optimieren
Kassel 13.12.2019 (pm/red) Zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember geht auch der neue „Marburger Nachtstern“ an den Start. Dieses Angebot ermöglicht bis 23:56 Uhr und zum Teil auch noch danach ab Marburg Hauptbahnhof eine späte Bus- oder Bahnfahrt ab Marburg Hauptbahnhof in fast alle Richtungen des Landkreises. Alltagstauglicher ÖPNV bedeutet auch, die Chance zu eröffnen, auch abends am kulturellen und gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Bisher war es lange die Realität, dass man zwar zum Theater- oder Kinobesuch mit dem ÖPNV hinkam – aber nicht, oder erst am nächsten Morgen, wieder zurück. Mit dem „Marburger Nachtstern“ sollen die BesucherInnen von Kulturveranstaltungen nicht nur nach Theater- und Konzertbesuchen in Marburg, sondern Dank der Anschlüsse an Regionalbahn und Regionalexpress-Züge sogar nach Veranstaltungen in Frankfurt oder Kassel noch zurück ins Heimatdorf.
„Mit diesem neuen Angebot wollen wir Lust machen, den ÖPNV auch als Verkehrsmittel für das abendliche Freizeit- und Kulturprogramm zu nutzen. Faktisch besteht die Möglichkeit, fast jede Kulturveranstaltung, Theater- oder Konzertaufführung in Marburg mit Bus und Bahn aus den kreisangehörigen Kommunen zu erreichen, zumal die Nutzung des ÖPNV auch günstiger ist, da viele Eintrittskarten auch ein RMV-Ticket bieten“, erläuterte der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow bei der Vorstellung des neuen Angebots. Das gelte angesichts der attraktiven Abfahrtszeit jedoch nicht nur für Marburger Kulturveranstaltungen. Durch die Abfahrtszeiten der Regionalexpresszüge und die entsprechenden Anschlüsse sei es zum Beispiel auch noch möglich, eine Opernaufführung in Frankfurt zu besuchen und mit der U-Bahn um 22:13 Uhr ab Willy-Brandt Platz bequem um 22:21 Uhr den Regionalexpress nach Marburg zu bekommen, mit dem sich dann – nach Busumstieg – auch noch weniger zentral gelegene Orte wie Ilschhausen oder Wolfgruben erreichen ließen.
Auch würden Spätverbindungen von und nach Nordhessen optimiert: Wer beispielsweise ein Bundesliga-Handballspiel in Kassel sehen wolle, könne nach dem Schlusspfiff noch jubeln und trotzdem via Regiotram vom Kasseler Auestadion am Kasseler Hauptbahnhof einen Zug um 22:23 Uhr nach Marburg erreichen um dann von Marburg aus mit einer Nachtstern-Verbindung nach Hause zu fahren.
Wie die Stadt Marburg mit ihrer Nahverkehrsoffensive hat sich auch der Landkreis Marburg-Biedenkopf unter dem Motto „Mobilität zwischen den Ohren“ im Nahverkehrsplan das Ziel gesetzt, mehr Menschen in ihrem Alltags- und Freizeitverkehr für den Öffentlichen Personennahverkehr zurückzugewinnen. „Gerade im ländlichen Raum ist für viele Menschen der ÖPNV nicht immer eine attraktive Alternative zum Auto gewesen, unter anderem auch deshalb, weil etwa in den Abendstunden außerhalb der größeren Städte scheinbar keine Bus-Verbindungen mehr existieren“, erläuterte Marian Zachow.
Genau hier setze die Idee des „Marburger Nachtsterns“ an, der bereits vorhandene Spätverbindungen systematisch vernetze. Und das Bild eines Sterns komme nicht von ungefähr: Von Marburg aus könnten auch in den späten Abendstunden sternförmig mit dem Nahverkehr nahezu alle Kommunen erreicht werden. „Der einzige Wermutstropfen im Moment ist allerdings, dass wir zwei Kommunen noch nicht anbinden konnten: Angelburg und Breidenbach“, räumt der Erste Kreisbeigeordnete ein. Aber er macht Hoffnung: „Wir haben Mittel und Wege gefunden, dass wir auch diese beiden Gemeinden spätestens zum Fahrplanwechsel 2021 anbinden können!“
Auch Musikliebhaber aus Frankfurt etwa können auf ihre Kosten kommen: Nach dem Besuch eines abendlichen Konzertes der Stadtkapelle in Wetter käme der entsprechende Bus noch rechtzeitig am Marburger Hauptbahnhof an, um den Regionalexpress nach Frankfurt zu erreichen.
Die Nahverkehrsplaner nennen zwei konkrete Beispielverbindungen als Beispiel: Nach einer Veranstaltung in der Marburger Stadthalle „Erwin-Piscator-Haus“ fährt von der Haltestelle dort um 23:36 Uhr die Linie 1 ab, die fünf Minuten später am Marburger Hauptbahnhof ankommt und dort der Umstieg auf eine Linie in den Landkreis möglich ist.
Nach einem Theaterbesuch im Marburger „Theater am Schwanhof“ fährt beispielsweise freitags um 23:26 Uhr die Linie 1 der Stadtwerke von der Haltestelle „Frankfurter Straße/Theater – Einstieg“ zum Marburger Hauptbahnhof, wo der Bus um 23:41 Uhr ankommt. Wer eine Stunde früher aus dem Theater kommt, kann mit der gleichen Linie bereits um 22:26 Uhr losfahren und ist dann um 22:41 Uhr am Marburger Hauptbahnhof.