Medienkompetent durch die Krise? Wie Kinder und Jugendliche im Lockdown mit Medien umgehen
Kasssel 15.12.2020 (pm) Die Fachzeitschrift TelevIZIon des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beschäftigt sich aktuell mit den Herausforderungen, Chancen und Defiziten von Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen während der Coronapandemie. Sie ist jetzt auf der Webseite des IZI online abrufbar. „Keine Bildung ohne Medien!“ formuliert u. a. die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) schon seit Jahren. Spätestens durch die Coronakrise hat sich die Dringlichkeit dieser Forderung mehr denn je bewahrheitet.
Gewohnte schulische Abläufe mussten innerhalb kürzester Zeit über Plattformen und Lernmanagementsysteme organisiert werden, um Distanzlernen zumindest im Ansatz zu ermöglichen. Wohl den Schulen und Bildungseinrichtungen, die bereits vor der Krise ein Gesamtkonzept zum Lernen in der Digitalität entwickelt hatten, doch auch alle anderen wurden zum Nachziehen in Sachen Digitalisierung gezwungen.
Eine Jahrhundertchance für neues digitales Lernen
So könnte diese Krise zur Inkubationsphase für neues digitales Lernen werden, eine „Jahrhundertchance“, wie Michael Schratz es in seinem Beitrag ausführt. Was unter dem komplexen Konstrukt Medienkompetenz zu verstehen ist und wie ein zeitgemäßes Rahmenkonzept aussehen kann, erläutert Bardo Herzig.
Basierend auf einer internationalen Studienübersicht wird außerdem der Stand des digitalen Lernens in Deutschland vor und während der Coronakrise skizziert. Internationale Vergleichsstudien zeigen, wie groß hier der Nachholbedarf gerade in deutschen Schulen ist.
TikTok als Krisengewinner und als medienpädagogische Herausforderung
Eine aktuelle Studie des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen zeigt, dass das soziale Netzwerk TikTok einer der großen Gewinner hinsichtlich der Nutzungszeiten bei Kindern und Jugendlichen ist. Neben einem großen Unterhaltungswert für Kinder und Jugendliche trägt dieser Befund jedoch auch diverse medienpädagogische Problembereiche in sich. Denn obwohl die App TikTok eigentlich erst ab 13 Jahren genutzt werden darf, nutzt sie unter den Teilnehmer*innen der IZI-Studie bei den 10- bis 11-Jährigen schon jedes dritte Kind.
Große Bedeutung von Medien (und Medienkompetenz) in der Krise
Medien haben für Heranwachsende besonders in Pandemiezeiten eine große Bedeutung, die von Lernen und Unterhaltung bis zur Kommunikation mit Freund*innen reicht. Dies gilt insbesondere für Kinder, die in besonderen Lebenssituationen leben, z. B. weil sie aufgrund einer chronischen Krankheit selbst zu einer Risikogruppe gehören. Wie hoch die Anforderungen dann beispielsweise an US-amerikanische Kinder und deren Medienkompetenz in einer u. a. von „alternativer Realität“ gezeichneten Medienwelt sind, zeigt eine qualitative Studie der Universität von Cincinnati.
Inwieweit es Kindern und Jugendlichen in Deutschland in der Krise gelingt, selbstreflexive Medienkompetenz zu entwickeln, welche typischen Problembereiche sich in der Informationssuche und Einschätzung von Fake News zeigen und was „so geht MEDIEN“, die Medienkompetenzplattform von ARD, ZDF und Deutschlandradio, hier anbietet, fasst diese Ausgabe der TelevIZIon zusammen.
Die Fachzeitschrift TelevIZIon erscheint zweimal jährlich in deutscher und einmal jährlich in englischer Sprache im Selbstverlag des IZI. Der Bezug ist kostenfrei.