Sonnenenergie von Marburgs Dächern: „Wattbewerbsaufruf“ von Stadt Marburg, Stadtwerken, Universität und Klima-Gruppen
28.06.2021 (pm) Mehr Sonnenstrom von Marburgs Dächern: Die Stadt Marburg beteiligt sich am „Wattbewerb“ – dem bundesweiten Wettbewerb zum Ausbau der Photovoltaik-Leistung. Sieger der Städte-Challenge ist die Kommune, die ihre PV-Leistung im Stadtgebiet verdoppelt. Der Wattbewerb in Marburg ist die erste große gemeinsame Klimaschutz-Aktion von Stadt, Stadtwerken, Philipps-Universität und Klima-Gruppen.
Im Frühjahr 2021 gibt es fast zwei Millionen Solaranlagen in Deutschland mit einer Leistung von rund 54 Gigawatt, sie sorgen für etwa zehn Prozent des Stroms, den Privathaushalte und Industrie zusammen bundesweit verbrauchen. Zum Vergleich: In Marburg werden aktuell rund 19 Megawatt (MWp) Leistung durch Sonnenkraft gewonnen.
„Wir wollen die PV-Leistung mit dem Wattbewerb in Marburg bis 2024 verdoppeln“, gibt Oberbürgermeister Thomas Spies das ambitionierte Ziel aus. Die gemeinsame Aktion von Stadt, Stadtwerken, Uni und Klima-Gruppen startet in Marburg kurz nach dem Jahrestag des Beschlusses zum Klima-Aktionsplan 2030: Dafür haben sich OB Spies, Bürgermeister und Klimadezernent Wieland Stötzel, Stadtwerke-Geschäftsführer Holger Armbrüster, Klimaschutz-Manager der Philipps-Universität Ralf Orths, GeWoBau-Geschäftsführer Jürgen Rausch, dem städtischen Energieberater Thomas Kopp sowie Demian Botros für Fridays für Future Marburg, Axel Erdmann für die Scientists for Future Marburg sowie Stefanie Mai für Parents for Future zur Pressekonferenz auf dem GeWoBau-Dach vor den Mieterstrom-PV-Anlagen versammelt.
„Die Aktion soll neuen Schwung in den Ausbau der Photovoltaik bringen“, erläuterte der Oberbürgermeister, „sie soll die Begeisterung für den Klimaschutz wecken, neue Kooperationen schaffen und den Klimaschutz stadtweit als ,Teamsport‘ etablieren für ein nachhaltiges und sozial gerechtes Marburg“. Dafür eigne sich die Photovoltaik ausgezeichnet: „Alle können mitmachen, von der Stadt über große Institutionen, Verwaltungen, Wohnungsbaugesellschaften und Unternehmen bis zum privaten Engagement, zum Beispiel von Mieter*innen mit speziell zugeschnittenen Mini-Anlagen oder Beteiligungsmodellen.“
Stadt fördert die Installation von PV-Anlagen
Für den Strom aus der Kraft der Sonne gibt es in Marburg noch viel Potenzial – auf großen und kleinen Gebäudedächern, Garagen, Balkonen und freien Flächen. Eine Einschätzung, ob die eigene Fläche für die Produktion von Sonnenstrom geeignet ist, gibt das Solarkataster (www.energieland.hessen.de/solar-kataster). Die Stadt fördert die Installation von PV-Anlagen mit dem Programm Klimafreundlich Wohnen – Summen von 150 Euro speziell für Lösungen, die auf Mieter*innen zugeschnitten sind, bis zu 5000 Euro für ganze Anlagen werden ausgezahlt.
„Wir selbst haben bislang 30 Prozent der geeigneten Flächen auf unseren eigenen Gebäuden mit Photovoltaik ausgestattet“, berichtete Bürgermeister Wieland Stötzel für die Stadtverwaltung, „wir wollen alle übrigen geeigneten Flächen auch noch mit PV-Anlagen ausstatten.“
Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GeWoBau hat auf 64 Gebäuden PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1760 kWp installiert, erklärt Geschäftsführer Jürgen Rausch. „Auch, wenn wir uns damit bereits sehen lassen können, sind wir im Begriff, die Solartechnik sowohl bei allen Neubauten als auch im Gebäudebestand in Zusammenarbeit mit den Marburger Stadtwerken weiter auszubauen. Dabei wird möglichst immer das sogenannte Mieterstrommodell angestrebt, falls geeignet aber auch Solarthermie zum Einsatz kommen. Wir werden so sicherlich auch einen Beitrag im Sinne des Wattbewerbs leisten können.
Die Stadtwerke Marburg, die als lokaler Energieversorger eine Schlüsselrolle für den Ausbau von Photovoltaik spielen, sind beim Wattbewerb dabei: „Der kontinuierliche Ausbau von umweltfreundlicher Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien vor Ort ist ein wichtiges Ziel der Stadtwerke Marburg. Mit unserem Programm SonnenDach und weiteren Angeboten fördern wir den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen. Wir begrüßen den Wattbewerb als einen Beitrag zu einer nachhaltigen Energiewende und unterstützen diesen gerne“, sagt Geschäftsführer Holger Armbrüster.
Auch die Philipps-Universität ist beim Wattbewerb mit im Boot. Zwei größere PV-Anlagen werden demnächst auf einem Neubau am Pilgrimstein und einem Verwaltungsgebäude in der Biegenstraße installiert. Die Errichtung weiterer Anlagen mit einer Gesamtleistung von 760 kWp in der Kernstadt und auf den Lahnbergen wurde beim Land beantragt. „Beabsichtigt ist auch eine Visualisierung der Erträge, um die Funktion und den Nutzen zu veranschaulichen und für nachhaltige Energieversorgungskonzepte zu werben“, kündigt Klimaschutz-Manager Ralf Orths an.
Dass der Wattbewerb in Marburg den Klimaschutz als ,Teamsport‘ fördert, beweist schon die Runde, die den Start zusammen verkündet. Demian Botros ist für Fridays for Future (FFF) Marburg dabei. „Wir fordern schon seit langem ein Umdenken in der Energiewirtschaft. Der Wattbewerb ist ein gutes Vorhaben, das durch eine breite Unterstützung der Stadtgesellschaft Veränderungen herbeiführen kann“, sagt er. Um eine klimagerechte Politik für Gegenwart und Zukunft zu machen, müssten auch in den anderen Bereichen wie Verkehr und Heizen sofort grundlegende Veränderungen passieren. „Wir befinden uns im Klimanotstand“, so Botros weiter, „die Maßnahmen, die bislang ergriffen wurden, machen Marburg noch nicht klimaneutral. Es muss gehandelt werden — und zwar jetzt.“
Axel Erdmann, der als Mitglied der Scientists for Future (SFF) Marburg den Wattbewerb mitorganisiert, betont bei der Pressekonferenz die Relevanz der Photovoltaik für den Klimaschutz: „Damit kann eine Voraussetzung geschaffen werden, die zur Energiegewinnung gewohnte Verbrennung fossiler Energieträger deutlich zu reduzieren und schließlich zu verdrängen. Insofern ist der Wattbewerb ein wichtiger Beitrag zur Energiewende mit Beteiligung der Bürger*innen, um die durch fossile CO2-Emissionen hervorgerufene weitere zwangsläufige Temperaturerhöhung des Klimas zu minimieren und zu begrenzen.“
Auch Parents for Future (PFF) Marburg unterstützt den Wattbewerb voll und ganz. Für die Gruppe ist Stefanie Mai bei der Pressekonferenz auf dem Solardach dabei: „Wir hoffen im Interesse unserer Kinder und Enkel, dass sich möglichst viele Marburger*innen beteiligen werden. Denn nur mit einem massiven Ausbau der Solarenergienutzung können wir das so wichtige Ziel bis 2030 in Marburg klimaneutral zu sein erreichen.“
So geht’s weiter
Schon in dieser Woche wird der Wattbewerb konkret: Die Stadt bietet am 1. und 2. Juli (Donnerstag und Freitag) Photovoltaik-Beratungstage an. Jeweils von 15 bis 19 Uhr können sich Interessierte an Info-Ständen am Elisabeth-Blochmann-Platz informieren – bei dem Klimaschutz-Team der Stadt und Energieberater Thomas Kopp sowie Firmen und Anbietern von PV-Anlagen. Weitere Beratungsangebote sind für den Sommer geplant. Im kommenden Wintersemester hat die Volkshochschule der Stadt Marburg eine Kursreihe zur eigenen Photovoltaikanlage im Programm.
Informationen und Kontakt
Wer Informationen zu Förderprogrammen, Antragsformulare, Anregungen oder Fragen zu Klimaschutz oder zum Wattbewerb hat, kann sich an das Klimaschutz-Team Stadt Marburg wenden: (06421) 201-1421, klimaschutz@marburg-stadt.de.