Stadtplaner Jan Gehl über an Menschen orientierte Stadtplanung
22.09.2021 (pm) Mit Jan Gehl aus Kopenhagen holt die Zukunftsreihe „Marburg800 weiter denken“ des Stadtjubiläums einen renommierten Stadtplaner nach Marburg, der für „an Menschen orientierte Stadtplanung“ steht. Mit seinem Konzept „Städte für Menschen“ ist Jan Gehl neue Wege gegangen und wird international wahrgenommen. Im Rahmen des Jubiläumsschwerpunktes „Marburg erfinden“ will er darüber am Dienstag, 28. September, öffentlich in Marburg sprechen und sich mit Interessierten austauschen.
Der Eintritt zur Veranstaltung des Stadtjubiläums der Stadt Marburg im KFZ in der Biegenstraße ab 19 Uhr ist frei. Aufgrund der pandemiebedingten Kontaktdatenverfolgung und der begrenzten Platzzahl wird um Anmeldung unter marburg800@marburg-stadt.de mit dem Stichwort „Jan Gehl“ gebeten. Für die Veranstaltung des Jubiläumsschwerpunktes „Marburg erfinden“ in englischer Sprache erfolgt eine Simultanübersetzung, teilt die Stadtverwaltung mit.
Fast drei Tage wird der 85-jährige Architekt und emeritierte Professor der Königlichen Dänischen Kunstakademie auf Einladung von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies in Marburg zu Gast sein. Er will sich Eindrücke von der Stadt verschaffen, auch in Gesprächen mit Bürgerinnen, mit Menschen aus Uni, Verwaltung und Politik. Das Stadtjubiläum nimmt neben der Vergangenheit und Gegenwart genauso die Zukunft in den Blick.
Bei Architekt Gehl heißt das „lebenswerte Städte für das 21. Jahrhundert“. Er setzt sich kritisch mit ab 1960 radikal veränderten Leitbildern der Stadtplanung auseinander. Der Fokus habe sich von einer Stadt der Räume zu einer Stadt der Gebäude verlagert, „umgeben vom übriggebliebenem Raum“. Etwa zur gleichen Zeit nahm der Kraftfahrzeugverkehr stark zu. „Dabei wurde die Fürsorge für die Menschen, die die Städte nutzen, völlig vernachlässigt. Städte für Menschen wurden zu einer vergessenen Dimension“, so der Planer.
In seinem aktuellen Buch „Cities for People“ legt Gehl dar, warum es entscheidend für die Lebensqualität, Nachhaltigkeit und Gesundheit in den Städten des 21. Jahrhunderts sei, sich um die Menschen zu kümmern. Gerade in der Abwägung für Menschen statt für Autos und für den Umbau der Städte aus Perspektive von Fußgänger und Radverkehr werde das deutlich. Stadtwandlungen und Mobilitätsstrategien aus Dänemark, den USA, Australien und Russland dienen als Beispiele. Bei seinem Besuch will er das große Thema mit lokalen Eindrücken diskutieren.
Gehl ist emeritierter Professor für Städtebau an der Royal Danish Academy of Fine Arts und Autor zahlreicher Bücher. Mit Gehl Architects hat er Projekte für die Städte Kopenhagen, London, Melbourne, Sydney, Amman, New York und Moskau realisiert. Er ist Ehrenmitglied von Architekturinstituten in Dänemark, England, Schottland, Irland, USA und Kanada sowie Ehrendoktor der Unis Edinburgh, Varna, Halifax und Toronto.
Diskussionsveranstaltung mit Studierenden am Vormittag
Um insbesondere auch der jüngeren Generation die Gelegenheit zum Gespräch über die Planung sicherer, nachhaltiger und gesunder Städte zu geben, wird Jan Gehl bereits am Dienstagvormittag um 10.30 Uhr für eine Diskussionsveranstaltung mit Studierenden, wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Lehrenden von Universität und Fachhochschulen der Region im KFZ zur Verfügung stehen. Dort können Themen und Fragen aus aktuellen Vorlesungen und Seminaren eingebracht und zur Diskussion gestellt oder an Jan Gehl gerichtet werden. Diese Veranstaltung für das wissenschaftliche Publikum findet in englischer Sprache statt. Interessierte können dafür nach vorheriger Anmeldung bei monika.bunk@marburg-stadt.de direkt ins KFZ kommen oder sich dem Livestream unter www.yve.tv/marburg800 zuschalten.