Finale furioso mit Freibier Symposium und Techno-Rave unterm Wursthimmel
09.11.2021 (yb) Solch eine Finissage hatte es noch nicht. Wobei Janosch Feiertag als Stipendiat des Jahres 2021 vorher schon ebbes abgezogen hatte. Es gab die Einladung wieder im Stil eines Kirmesplakats, in der Farbgebung schwarz auf leuchtendem Grün. 1. Freibier Symposium anschließend Rave unterm Wursthimmel waren angesagt für die Kunsthalle Willingshausen am 5. November. Zur Eröffnung seiner Ausstellung Schnaps oder Chopin? vier Wochen zuvor war in knalligem Orange plakatiert. Als erster Event hatte seine temporäre Cocktailbar im aufgelassenen Metzgerladen Furore gemacht und viel Volk auf die Beine. Von der Performance-Begabung des Grafik-Designers mit eigener Galerie in Kassel hat Willingshausen also einiges abbekommen. Dieses Mal waren die Dorfjugendlichen als Special Guests zum Techno-Rave eingeladen.
Das Publikum ließ nicht auf sich warten. Darunter Freunde des Künstlers, einige örtliche Kunstfreunde, Dorfpolitiker mit inspizierenden Blicken, etwas später dann strömten deutlich Jüngere herbei. Gewissermaßen als Ehrengast war Bernhard Balkenhol, der Doyen für freies Kunstschaffen im Malerdorf, noch einmal angereist. So war alles bestens gerichtet in dem Kunsttempel vom 52. Stipendiaten des Willingshäuser Künstlerstipendiums mit imposanten Scheunentor, hoch hängenden Würsten und endemischen Signets an den Wänden. Begegnungsstätte, Galerie und Techno-Club, in der Ecke gleich rechts am Eingang positioniert gefüllte Bierkästen mit dem heimischen Schwalm Bräu. Der „beste Stipendiat ever“ wie jemand in das Gästbuch geschrieben hatte, legte zu guter Letzt eins oben drauf samt DJ, den es gegeben haben soll.
Die grundsätzliche Frage ob und wofür Kunstschaffen denn bestimmt ist und ob etwas mit Kunst zu bewegen und verändern sei, war vier Wochen lang kaum übersehbar an den Wänden, über den Köpfen von der Decke baumelnd und kulminierend in Feiertags >Willingshäuser Scheunentor< an der Stirnseite des Kunsttempels beantwortet. In Feiertags Kunstsprache. Mit einer Bierflasche in der Hand, also ganz dem Freibier-Symposium gemäß, suchte Balkenhol im Dialog mit dem Künstler eine Aussage in Worten. Feiertag blieb auch diese nicht schuldig.Dass Janosch Feiertag Feld und Flur, Dilmark und Dorflage oft durchstreift und gründlich erkundet und in seiner Ausstellung nicht alleine den Willingshäusern einen Narrenspiegel vorgehalten hat, ist mehr oder weniger rezipiert und sicher unterschiedlich interpretiert worden. Zum Ausklang wurde der Kunsttempel gerockt. Keiner wird einmal behaupten können Dorfjugendliche seien ohne Kunstinteresse. Nach Stunden gegen Mitternacht waren die Lautstärkeregler wieder runter gefahren. Die Feuerwehr hat es nicht gebraucht und Polizei wurde diesmal nicht herbeigerufen – trotz Winchester auf dem Plakat und bedenklichen Dorf-Runen an den Wänden. Das Willingshäuser Scheunentor ist inzwischen gut im Depot eingelagert.
—>Bericht Willingshausen deja vue ? Wursthimmel und Scheunentor serviert von Janosch Feiertag