Netzwerk Evidenzbasierte Medizin fordert transparente Entscheidungen für oder gegen eine SARS-CoV-2 Impfpflicht
03.02.2022 (red) Das Netzwerk Evidenzbasierte Medizin fordert in einer Stellungsnahme am 24. Januar die Bundesregierung und beteiligten Akteure auf zu einem evidenzbasierten Handeln und transparenten Entscheidungen für oder gegen eine SARS-CoV-2 Impfpflicht. Politik, die den Anspruch habe, die beste wissenschaftliche Evidenz zu respektieren, benötige ein Vorgehen nach den Methoden der evidenzbasierten Medizin, wird dazu ausgeführt.
Präzises Abwägen von Nutzen und Schaden
Evidenzbasiertes Entscheiden erfordere ein präzises Abwägen von Nutzen und Schaden kon-
kreter Handlungsalternativen, um die Unsicherheit in der Entscheidung so weit wie möglich zu minimieren, wird in der Stellungnahme dargegelegt. „Evidenzbasierte Politik berücksichtigt die gesamte vorliegende relevante Evidenz, welche transparent nach festgelegten nachvollziehbaren Kriterien bewertet wird.“
Nicht-evidenzbasierte Gesundheitspolitik jedoch suche selektiv und auf Basis unklarer Kriterien nach Einzelstudien oder Expertenmeinungen, die zur jeweils gewünschten Argumentation herangezogen werden, und blendee Alternativen aus. Das EbM-Netzwerk fordert zu einer präzisen, sachgerechten Diskussion über Nutzen und Schaden klar benannter Alternativen bei der Frage um die SARS-CoV-2-Impfung auf.
Unverzichtbare Fünf Kernpunkte hervorgehoben
• Erstens muss klar sein, dass es um den Nutzen und Schaden der Verpflichtung zur Impfung im Vergleich zu keiner Verpflichtung geht. Fragen zum Nutzen und Schaden der freiwilligen Impfung im Vergleich zu keiner Impfung sind separat zu klären.
• Zweitens muss klar sein, über welche politische Maßnahme und welche Alternative ent-
schieden wird. Die Nutzen-Schaden-Abwägung auf Bevölkerungsebene hängt entschei-
dend von den nachfolgenden Faktoren ab. Es muss somit exakt und unmissverständlich
benannt werden was konkret mit „Impfung“ gemeint ist (d. h. welcher Impfstoff, wie oft, in welchem Zeitabstand etc.), welche Zielgruppen konkret betroffen wären (alle Erwachsenen oder abhängig vom individuellen Risiko für COVID-19 und/oder vom individuellen Transmissionsrisiko und/oder vom individuellen Risiko für Nebenwirkungen), wie die Verpflichtungen konkret umgesetzt werden sollen (Art der Umsetzun und Sanktionierungen), wie lange die Maßnahmen gelten sollen.
• Drittens muss klar sein, welcher Nutzen und welcher Schaden gegeneinander abgewogen werden. Insbesondere muss unmissverständlich klar sein, welche individuellen und bevölkerungsbezogenen gesundheitliche Auswirkungen (z. B. Infektion, Krankenhausaufnahme, Intensivstationsaufnahme, Mortalität, Lebensqualität, psychomentale Erkrankungen etc.), aber auch soziale Auswirkungen, ethische sowie juristische Aspekte entscheidungsrelevant sind.
• Viertens muss klar sein, welche Annahmen zur pandemischen Situation bzw. zur Infek-
tionsepidemiologie gemacht werden. Hierzu gehören konkrete Erwartungsszenarien zu
zukünftiger Verbreitung und den Eigenschaften von SARS-CoV-2 bzw. Varianten.
• Fünftens muss klar sein, nach welchen Kriterien zu welchem Zeitpunkt eine Neubewer-
tung des Nutzens und Schadens erfolgt und wer diese durchführt.
Insgesamt brauche die Diskussion für oder gegen eine SARS-CoV-2 Impfflicht dringend mehr
Präzision und Transparenz und müsss unbedingt diese fünf Punkte berücksichtigen, heißt es abschließend in der Stellungnahme
Das EbM-Netzwerk setzt sich dafür ein, dass alle Bürgerinnen und Bürger eine gesundheitliche Versorgung erhalten, die auf bester wissenschaftlicher Erkenntnis und informierter Entscheidung beruht. In ihm haben sich Wissenschaftler/innen aus medizinischen, pflege- und gesundheitswissenschaftlichen Fakultäten, praktizierende Ärzte/Ärztinnen und sowie Vertreter anderer Gesundheitsberufe zusammengeschlossen.