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Stadt Marburg fordert überregionale Verkehrsanbindung des Pharmastandorts

Stadtansicht Marburg gespiegelt. Sternbald-Foto Hartwig Bambey © 2016

14.03.2022 (pm/red) Die Stadt Marburg nimmt zum Regionalplan Stellung und schlägt Änderungen vor, besonders für den Bereich der Gewerbegebiete, wird aus dem Rathaus mitgeteilt. Die Stadtverwaltung habe sich in den vergangenen Wochen intensiv mit dem Entwurf auseinandergesetzt und eine Stellungnahme mit fachlichen Anmerkungen und Vorschlägen dazu ausgearbeitet.  Die Stellungnahme wird Ende März der Stadtverordnetenversammlung vorgelegt, die entscheidet dann, wie die Rückmeldung an das RP lauten wird.

Aufgestellt wird der Regionalplan dann nach der Offenlegung und Überarbeitung von der Regionalversammlung. Er umfasst den gesamten Regierungsbezirk Mittelhessen mit 101 Kommunen und einen Planungshorizont von 10 bis 15 Jahren. Der RP als regionale Verwaltungsebene des Landes Hessen ist für den Prozess verantwortlich. Ganz wichtig ist der Universitätsstadt Marburg eine Forderung an das Regionalpräsidium Gießen: „Wir brauchen eine verbesserte und konfliktärmere Verkehrsanbindung der Marburger Pharmastandorte – die nicht zulasten der Nachbarkommune Lahntal sein darf“, betont OB Spies. Marburg erarbeite derzeit ein Konzept zur Vermeidung unnötiger Verkehre in der Stadt selbst. Es brauche aber auch eine intelligente Anbindung an das überregionale Verkehrsnetz, die Lösungen für die großen Herausforderungen der Zukunft bietet, besonders für den ÖPNV.

Vorranggebiete Siedlung Planung
Der Regionalplanentwurf sieht einen Bedarf von 147 Hektar Fläche vor, um den Wohnraumbedarf in Marburg zu decken. Dabei geht der RP von 4408 Wohnungen aus, die in Marburg benötigt werden. Basis für diese Zahlen ist die Wohnungsbedarfsprognose des „Instituts für Wohnen und Umwelt“ aus Darmstadt. Die vorgesehene Hektarzahl ist aus Sicht der Stadt überdimensioniert. Marburg schlägt vor, den Ansatz zu reduzieren: Insbesondere am Hasenkopf soll nicht mehr gebaut werden, als der städtebauliche Wettbewerb ergeben hat. Die „überschüssige“, nicht genutzte Fläche, solle aus dem RP als Siedlungsoption gestrichen werden.

„Grundsätzlich ist unser klares Ziel, vor allem auf Innenentwicklung zu setzen. Diese Strategie verfolgen wir seit Jahren“, betont das Stadtoberhaupt. Dennoch werden bei dem errechneten Wohnraumbedarf auch weitere Neubaugebiete realisiert werden müssen. Weil Marburg „innen vor außen“ seit vielen Jahren umsetzt und im Innenbereich nur noch wenig Spielraum ist. Für Michelbach regt die Verwaltung an, die Fläche zwischen dem Altort und Nord als Entwicklungsfläche für Wohnraum einzubeziehen – damit die beiden Bereiche räumlich zusammenwachsen können. „Insgesamt wünschen wir uns, dass wir gerade bei den Außenstadtteilen die Möglichkeit bekommen, die Siedlungen abzurunden, um weniger komplett neue Baugebiete zu erschließen“, so Spies.

Vorranggebiete Industrie und Gewerbe Planung
Der RP sieht für Marburg einen Bedarf an 56 Hektar Gewerbefläche – und zusätzlich 25 bis 35 Hektar im Raum Kirchhain/Stadtallendorf für interkommunale Gewerbeflächen vorrangig für Verlagerungen und Neugründungen aus der Frankfurter Metropolregion. Die Zahlen basieren auf einer Prognose des „Prognos Instituts“ von 2019.

„Für Marburg ist es als Oberzentrum sehr wichtig, eigene Gewerbeflächen anbieten zu können. So schaffen wir Arbeitsplätze, die wohnortnah und gut durch den ÖPNV angebunden sind“, erklärt OB Spies. Das sei attraktiv für Wirtschaft und Mitarbeiter*innen und ebenso ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Mit Blick auf den Klimaschutz will Marburg aber auch wirtschaftliches Handeln an sozial-ökologischen Maßstäben ausrichten. Das bedeutet: Marburg will bei der Vergabe von Gewerbeflächen einen besonderen Blick auf die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe, einen sparsamen Flächenverbrauch sowie klimafreundlichen Bau und Betrieb von Unternehmen setzen. „Damit wir dieses Konzept auch angehen können, brauchen wir zwingend eigene Flächen“, erklärt Spies. Nicht alle Flächenoptionen müssten auch tatsächlich entwickelt und bebaut werden, schließlich gebe es auch Umstrukturierungen in bestehenden Gewerbeflächen. „Aber das ist eine langfristige Entwicklung. Deswegen müssen wir schon jetzt flexibel sein und attraktive Angebote machen können.“

Die Stadt Marburg merkt in ihrer Stellungnahme kritisch an, dass die Gewerbefläche Gisselberg-Nord, als Erweiterung nördlich des bestehenden Gewerbes an der Gießener Straße, nicht im Regionalplan enthalten ist. Im bislang geltenden Plan waren die elf Hektar Fläche für Gewerbeentwicklung noch vorgesehen. „Das ist eine gute Option für ein Gewerbegebiet und hat für uns oberste Priorität“, erklärt Spies. Denn: Es ist nahe an der B3a gelegen, tangiert keine Wohngebiete, hat eine ebene Topographie, ist eingebunden in Radwege- und ÖPNV-Netze. Zur übrigen Lahnaue gibt es bereits eine Trennung durch den Straßendamm der ehemaligen B255. Grund für die Streichung durch den RP: Bei einem 100-jährigen Hochwasser würde diese Fläche rechnerisch wenige Zentimeter überflutet. „Diese Rechnung ist aber ohne das große Rückhaltebecken bei Großseelheim gemacht“, so Spies. „Die Hochwasserlinie muss neu berechnet werden. Hier sollte eine Gewerbeentwicklung – natürlich unter Auflagen des Hochwasserschutzes – möglich sein.“ Der Hochwasserschutz werde immer wichtiger, „wir nehmen das sehr ernst. Wir können dem aber durch weitere Maßnahmen, zum Beispiel Renaturierungen im südlichen Lahnbereich, gerecht werden“.

Für eine Fläche bei Cappel regt die Stadt an, es als Fläche für die Landwirtschaft in den Plan zu schreiben. „Hier werden uns 6,7 Hektar Gewerbefläche suggeriert, die wir gar nicht sinnvoll entwickeln können“, erklärt Spies. Denn: Der Erschließungsaufwand sei sehr hoch – die Flächen hingegen nur sehr eingeschränkt nutzbar wegen ihrer Lage zwischen der B3a und den Bahngleisen sowie einem sehr ungünstigen Zuschnitt.

Für die Weiterentwicklung Görzhäuser Hof III hat die Stadt insbesondere die Anmerkung, dass das Regierungspräsidium einen Lösungsvorschlag zur verbesserten Anbindung an das überregionale Verkehrsnetz erarbeiten solle – dabei solle auch ein Bahnanschluss in den Blick genommen werden.

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