documenta fifteen – Besuchen, Betrachten und Beleumden
05.08.2022 (mm/red) Am vergangenen Wochenende strömten die Besucher nur so in die umstritten gemachte und per mediatisierter Antisemitismus-Kritik in Frage gestellte Weltkunstausstellung Documenta. Die documenta fifteen findet zwar vom 18. Juni bis 25. September 2022 in Kassel unter relativ Pandemie-fernen Bedingungen statt. Doch diese 100 Tage sind beinahe schon das Hauptmerkmal, welches die 15. Auflage mit den vorhergehenden 100-Tage-Welt-Kunst-Inszenierungen verbindet.
So wurden in Kassel in den ersten Wochen die langen Menschenschlangen vor dem Fridericianum, der documenta-Halle oder andernorts vermisst. Bitte schön – zum letzten Juliwochenende ist es geworden.
In den ersten Wochen und Monaten vor der Eröffnung hatte man sich bereits gegen die documenta fifteen (d15) in Stellung gebracht. Initiiert vom „Bündnis gegen Antisemitismus Kassel“ wurden in Medien über Monate Debattenbeiträge veröffentlicht, wurden Argwohn und Stimmung losgetreten und eingeloggt. Wenn nicht die Documenta in toto, dann derzeitige Verantwortliche, zuvorderst Ruangrupa als Kuratorenkollektiv, wurden per Antisemitismus-Verdächtigung in Kontexte und Attributierungen bei zunehmenden Diskursverschiebungen gestellt.
Wollte und sollte sich die d15 erklärter Maßen thematisch dem „Globalen Süden“ widmen, wurde in medialen Debattenbeiträgen ein Kernbereich „Deutscher Staatsräson“ exponiert. Ob unbedacht, unerhört oder unbelehrbar: Kassel als offene, libertäre, kunst- und gar gastfreundliche Zone – und das nach kanzleramtlich verkündeter Zeitenwende? In der documenta-Stadt wurde etwas mißverstanden, mißgedeutet und mißbraucht und brauchte somit dringender Korrekturen, so das Feuilleton landauf landab und das nahezu unisono.
Aus zahlreichen skandalisierenden Berichten eine Auswahl nachdenklicher Beiträge zur Lektüre:
Der Freitag: Katechismus in Aktion
Nachdenkseiten: Die Demontage von Reisscheunen
Junge Welt: Betreute Kunst