Friedensschluss in Europa – Fördermittel für Marburger Historiker
05.01.2023 (wm/red) Vor dem Hintergrund des eskalierenden Ukraine-Krieges und der damit zerstörten europäischen Friedensordnung wird von der Philipps-Unversität die erfolgreiche Einwerbung von Fördergeldern für ein Projekt historischer Friedensforschung mitgeteilt. Es fließt Geld zu Forschungen über Friedens- und Bündnisverträge und nicht für Waffenlieferungen.
Von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) wird das neue Projekt des Historikers Prof. Dr. Christoph Kampmann von der Philipps-Universität mit insgesamt 200.000 Euro gefördert. Der Experte für die Geschichte der Frühen Neuzeit mit Schwerpunkt auf Friedensschlüssen plant, Entscheidungsprozesse und Kontroversen um das sogenannte „Ius Pacis“ erstmals systematisch und im Zusammenhang zu untersuchen.
„Ius Pacis“ in der Frühen Neuzeit
Der Reichstag des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation besaß nach dem Westfälischen Frieden (1648) das Recht, über Friedens- und Bündnisverträge mit auswärtigen Mächten mitzuentscheiden. Dieses Recht, das „Ius Pacis“, war im Vergleich zu anderen Ständeversammlungen und Parlamenten europäischer Monarchien in der Frühen Neuzeit einzigartig. Keine andere Ständeversammlung besaß so weitgehende Mitbestimmungsrechte.
Einblick in Verständnis von Frieden und Krieg
Das Ius Pacis wurde im weiteren Verlauf des 17. und im 18. Jahrhundert wiederholt zum Gegenstand intensiver und höchst kontroverser Diskussionen zwischen dem Kaiser und den Reichsständen. Diese Diskussionen geben spannende Einblicke in das grundsätzliche Verständnis von Frieden und Krieg sowie in die Rolle des römisch-deutschen Reichs bei der Sicherung von Frieden und der Beendigung von Krieg.
„Die Bewilligung dieses Forschungsprojektes eröffnet auch den Weg zu weiteren Kooperationen der Marburger Geschichtswissenschaften in nationalem und internationalem Rahmen“, sagt Christoph Kampmann. Dazu gehören die Zusammenarbeit mit Forschern unter anderem von den Universitäten Osnabrück und Augsburg zur Thematik des Scheiterns von Friedensprozessen, sowie mit dem internationalen Kooperationsvorhaben zu “Recovering Europe’s Parliamentary Culture, 1500-1700: A New Approach to Representative Institutions”, einem Verbund mit Beteiligten aus Großbritannien, den Niederlanden und Polen.
Im heutigen Europa mögliche und vereinbarte Friedens-verhandlungen wurden nach 2014 verweigert und mißbraucht.