Musikwissenschaftler trauern um Reinhold Brinkmann
Marburg 12.10.2010 (pm/red) Als Reinhold Brinkmann 1972 als Professor für Musikwissenschaft nach Marburg berufen wurde, setzte dies ein Zeichen: für den jungen Wissenschaftler, der es mit seinem Forschungsgebiet, Schönberg und die Neue Musik, seinerzeit nicht einfach hatte, sich im Fach und Institut durchzusetzen. Mit Brinkmanns Lehre der Analyse und Geschichte der Neuen Musik, der Öffnung des Fachs zu interdisziplinären und gesellschaftspolitischen Fragestellungen, wusste er die Studierenden zu begeistern und für das Fach überhaupt erst zu gewinnen. Marburg sei seiner „undogmatischen Disposition“ entgegengekommen, sagte Brinkmann im Rückblick auf die acht Jahre, die er in Marburg wirkte. Gemeint war die einzigartige Atmosphäre, ja das „Konzept“ des Hülsen-Hauses. In einer Zeit, als man Graduiertenkollegs und integrierte Studiengänge noch nicht kannte, fand er hier in den Kunsthistorikern Kollegen, mit denen er neue Wege beschreiten konnte. Projekte über den „Expressionismus“, an denen interdisziplinär orientierte Germanisten beteiligt waren, waren „Kult“. Brinkmann setzte seine Karriere 1980 zunächst an der Berliner Hochschule der Künste, fünf Jahre später bis zu seiner Emeritierung an der Harvard University fort. Reinhold Brinkmann starb am 10. Oktober in Eckernförde.