Fachkräftemangel Nordhessen und Kreis Marburg: 2035 sollen bis zu 88.000 Fachkräfte fehlen
30.12.2023 (pm/red) Die Industrie- und Handelskammer Kassel-Marburg schlägt Alarm: Bis zum Jahr 2035 könnte die Region Nordhessen, insbesondere der Kreis Marburg, mit einer ernsthaften Fachkräftelücke konfrontiert sein. Laut aktuellen Prognosen könnten insgesamt bis zu 88.000 Fachkräfte fehlen, was nicht nur für Unternehmen, sondern auch für die regionale Wirtschaft insgesamt zu einem ernsthaften Problem werden könnte.
IHK Kassel-Marburg befürchtet große Fachkräftelücke bis 2035
Die IHK Kassel-Marburg hat eine detaillierte Analyse der aktuellen und zukünftigen Arbeitsmarktsituation in der Region vorgenommen. Die Ergebnisse des IHK-Fachkräftemonitors und des Fachkräftereports 2021 sind besorgniserregend: Die Anzahl der verfügbaren Fachkräfte wird in den nächsten Jahren dramatisch abnehmen und die Nachfrage der Unternehmen wird ungedeckt bleiben. Insbesondere in technischen und spezialisierten Branchen könnten massive Engpässe entstehen, was die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen erheblich beeinträchtigen würde.
Die IHK ruft daher Unternehmen dazu auf, bereits jetzt Maßnahmen zu ergreifen, um dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dies könne beispielsweise durch verstärkte Aus- und Weiterbildungsprogramme sowie durch die gezielte Anwerbung von Fachkräften aus dem In- und Ausland geschehen.
Angesichts der absehbaren Engpässe auf dem heimischen Arbeitsmarkt beginnen einige Unternehmen in Nordhessen und dem Kreis Marburg bereits, den Blick über die Landesgrenzen hinaus zu richten. Stellenanzeigen in Tschechien werden zunehmend attraktiv, da das Land eine qualifizierte Arbeitskraftreserve bietet. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit könnte somit eine Möglichkeit sein, die Fachkräftelücke zu schließen und gleichzeitig die Internationalisierung der regionalen Wirtschaft zu fördern.
Der demografische Wandel ist und bleibt Grund für den Fachkräftemangel
Ein wesentlicher Grund für den Fachkräftemangel in Nordhessen und dem Kreis Marburg ist der demografische Wandel. Die Bevölkerung altert, die Geburtenrate sinkt und gleichzeitig verlassen viele junge Menschen die Region, um anderswo bessere berufliche Perspektiven zu finden. Dieser Teufelskreis führt dazu, dass Unternehmen immer mehr Schwierigkeiten haben, qualifiziertes Personal zu finden. Diese demografischen Veränderungen haben tiefgreifende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Mit dem Eintritt einer älteren Bevölkerungsschicht in den Ruhestand und einer abnehmenden Anzahl junger Menschen, die den Arbeitsmarkt betreten, entsteht eine schwindende Reserve an qualifizierten Fachkräften.
Die Region Nordhessen und der Kreis Marburg sehen sich somit mit einer Doppelbelastung konfrontiert: einem Austritt erfahrener Fachkräfte aus dem Berufsleben und einem Mangel an nachrückenden Talenten. Der demografische Wandel verstärkt somit die bestehenden Engpässe auf dem Arbeitsmarkt und stellt Unternehmen vor die Herausforderung, ihre Belegschaft langfristig zu sichern.
Diese Entwicklung wirkt sich nicht nur auf die Wirtschaft aus, sondern hat auch erhebliche Auswirkungen auf das soziale Gefüge und die Infrastruktur der Region. Daher erfordert die Bewältigung des Fachkräftemangels eine ganzheitliche Strategie, die den demografischen Wandel als zentralen Faktor in den Fokus nimmt und sowohl kurzfristige als auch langfristige Maßnahmen zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in der Region implementiert.
Fachkräftemangel mit Fachkräften aus dem Ausland kompensieren
Angesichts des sich abzeichnenden Fachkräftemangels in Nordhessen und dem Kreis Marburg wird die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland zu einer notwendigen Strategie. Unternehmen sehen sich zunehmend gezwungen, ins Ausland zu blicken, um qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen. Dies eröffnet nicht nur die Möglichkeit, die bestehende Lücke zu schließen, sondern bringt auch kulturelle Vielfalt und unterschiedliche Perspektiven in die Unternehmen ein.
Internationale Fachkräfte können somit nicht nur ihre fachliche Kompetenz einbringen, sondern auch neue Impulse und Ideen für die hiesige Wirtschaft generieren. Die Herausforderung besteht darin, geeignete Mechanismen zu etablieren, die eine reibungslose Integration ausländischer Fachkräfte ermöglichen und den Unternehmen ermöglichen, von einem globalen Talentpool zu profitieren.
Anreize schaffen und Fachkräftelücke schließen
Insgesamt wird deutlich, dass der Fachkräftemangel nicht nur eine kurzfristige Herausforderung ist, sondern langfristige strategische Maßnahmen erfordert. So kann die Fachkräftelücke nicht ausschließlich durch Fachkräfte aus dem Ausland geschlossen werden, sondern muss auch durch bereits vorhandene Potenziale im Inland gefüllt werden. Hierbei stehen Unternehmen vor einer großen Herausforderung, da die Ansprüche der Arbeitnehmer immer höher werden.
Um dem Fachkräftemangel effektiv entgegenzuwirken, ist es also entscheidend, Anreize für Fachkräfte zu schaffen, damit sie sich für eine berufliche Perspektive in Nordhessen und dem Kreis Marburg entscheiden. Dies kann durch attraktive Arbeitsbedingungen, Weiterbildungsmöglichkeiten und eine gute Work-Life-Balance geschehen.
Unternehmen sollten darüber hinaus in enger Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen innovative Programme entwickeln, die die Qualifikation und Integration von internationalen Fachkräften fördern. Auch auf politischer Ebene sind Maßnahmen gefragt, die bürokratische Hürden reduzieren und eine effiziente Anerkennung ausländischer Qualifikationen ermöglichen.
Ein ganzheitlicher Ansatz, der die Bedürfnisse der Unternehmen, der Fachkräfte und der Gesellschaft gleichermaßen berücksichtigt, ist entscheidend, um die Fachkräftelücke nachhaltig zu schließen und die Attraktivität der Region als Arbeits- und Lebensort zu steigern.