Frauennotruf Marburg informiert in Deutscher Gebärdensprache über die Beratung
13.08.2024 (pm/red) Sexualisierte Gewalt betrifft potenziell alle Personen aus allen Schichten der Gesellschaft. Besonders häufig sind es jedoch Frauen und queere Personen, die sexualisierte Gewalt erleben, wobei Personen mit Behinderungen nochmals deutlich häufiger betroffen sind. Im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt sind Sie einem zwei- bis dreifach höherem Risiko ausgesetzt, körperliche und/oder sexualisierte Gewalt zu erleben.
Täter sind häufig Familienmitglieder, Pflegepersonal oder Personen aus dem Arbeitsumfeld. Nicht selten stehen die Betroffenen in einem Abhängigkeitsverhältnis und trauen sich daher nicht, sich zu wehren oder sich Unterstützung zu suchen.
Gehörlose Frauen machen den größten Anteil an gewaltbetroffenen Frauen mit Behinderungen aus. Mehr als die Hälfte der gehörlosen Frauen hat in ihrer Kindheit und Jugend sexualisierte Gewalt erlebt. 43% geben an, im Erwachsenenleben sexualisierte Gewalt erfahren zu haben. Gleichzeitig haben sie, laut derselben Studie, am häufigsten keine Personen in ihrem sozialen Umfeld, denen sie sich anvertrauen können. Die Community der Gehörlosen, in der sich eventuell auch der Täter befindet, ist häufig sehr klein. Die Sorge, dass sich persönliche Dinge herumsprechen, ist daher besonders groß.
Der Frauennotruf Marburg e.V. ist Fachberatungsstelle für sexualisierte Gewalt im Erwachsenenalter für den Landkreis Marburg-Biedenkopf bei Vergewaltigung, Belästigung, sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, Stalking und weiteren Themen rund um Gewalt im Geschlechterverhältnis. Neben der Beratung, Begleitung und Unterstützung der Betroffenen berät der Frauennotruf Marburg auch unterstützende Personen aus deren sozialen Umfeld sowie Fachkräfte.
Der Frauennotruf Marburg setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, die Zugänglichkeit zum Beratungsangebot für alle Ratsuchenden mit Behinderung zu erleichtern, hat barrierefreie Informationsmaterialien erstellt, neue Beratungskonzepte entwickelt und sensibilisiert auch andere Beratungsstellen für das Thema Menschen mit Behinderungen.
Um die Barrieren zwischen der hörenden und der gehörlosen Welt abzubauen und um Ratsuchende aus der Gehörlosen-Community zu erreichen, hat der Frauennotruf Marburg Videos in Deutscher Gebärdensprache (DGS) auf der Homepage bereitgestellt.
Ein Video informiert über die Kontaktwege in die Beratung. Die Ratsuchenden können sich per E-Mail oder telefonisch über einen Gebärdensprachdolmetsch-Dienst an uns wenden, um einen Beratungstermin zu vereinbaren. Der Frauennotruf Marburg kümmert sich um Gebärdendolmetscher und übernimmt die Dolmetsch-Kosten, erklärt Catriona Schultz, Beraterin im Frauennotruf.
Die weiteren zwei Videos geben erste wichtige Informationen bei der Frage nach einer Anzeige sowie die Möglichkeit der medizinischen Versorgung und einer Spurensicherung im UKGM in Marburg. Betroffene sollten sich zunächst medizinisch versorgen lassen, um mögliche Verletzungen oder sexuell übertragbare Krankheiten untersuchen zu lassen. Um für eine spätere Anzeige gerichtsverwertbares Spurenmaterial zu haben, kann im UKGM Marburg eine anzeigenunabhängige Spurensicherung vorgenommen werden.
Für gehörlose/taube Personen stellt die Kommunikation mit weiteren externen Stellen wie Polizei und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Krankenhaus oft eine zusätzliche Hürde dar. Sowohl bei der Polizei als auch im UKGM wird im Falle einer Vergewaltigung eine Gebärdensprachdolmetscherin hinzugezogen. Auch hierfür übernimmt der Frauennotruf Marburg die Kosten.