Kommission mit Historikern überprüft Straßennamen in Kassel
30.10.2024 (pm) Eine Historische Fachkommission wird sich in den kommenden zwei Jahren mit eventuell nationalsozialistisch und kolonialgeschichtlich belasteten Straßennamen und weiteren Ehrungen in Kassel beschäftigen. Dazu hat sich das Beratungsgremium am gestrigen Montag, 28. Oktober, im Rathaus konstituiert.
„Damit wird ein Beschluss der Stadtverordnetenversammlung umgesetzt“, erläutert Oberbürgermeister Sven Schoeller. „Wir ermöglichen dadurch eine historisch-wissenschaftliche Überprüfung und Bewertung der durch eine Straßen- oder Platzbenennung bzw. Ehrenbürgerschaft geehrten Personen im Hinblick auf deren nationalsozialistische und kolonialgeschichtliche Rolle.“
„Die Stadt Kassel leistet mit dieser Forschung einen wichtigen Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte. Straßennamen spiegeln die städtische Erinnerungskultur und prägen die Identität der Bürgerinnen und Bürger. Gleichzeitig stellen sie eine Ehrung dar, die die Stadt vergibt. Umso wichtiger ist es, sich auch wissenschaftlich mit den Biographien der Personen zu beschäftigen, nach denen Straßen in Kassel benannt sind“, sagte Professor Eckart Conze, Vorsitzender der Fachkommission.
Als Expertinnen und Experten in der Erforschung der Geschichte von Kolonialismus und des Nationalsozialismus konnten fünf wissenschaftliche Mitglieder für die Historische Fachkommission gewonnen werden:
- Prof. Dr. Eckart Conze, Vorsitzender der Fachkommission (Neueste Geschichte, Marburg)
- Prof. Dr. Hubertus Büschel, Stellvertretender Vorsitzender der Fachkommission (Neuere und Neueste Geschichte, Kassel)
- Prof. Dr. Hannah Ahlheim (Zeitgeschichte, Gießen)
- Prof. Dr. Bettina Brockmeyer (Neuere Geschichte, Gießen)
- Dr. Johannes Kistenich-Zerfaß (Hessisches Staatsarchiv Marburg)
Neben den fünf ausgewiesenen Expertinnen und Experten gehören dem Gremium mit beratender Stimme Stadtverordnetenvorsteherin Dr. Martina van den Hövel-Hanemann sowie der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Stephan Schwenke, an.
Biographien namensgebender Personen als Grundlage
In den kommenden zwei Jahren werden Biographien von namensgebenden Personen durch den wissenschaftlichen Fachreferenten Dr. Kristian Geßner erstellt. Diese werden dann von der Fachkommission geprüft. Anschließend werden ihre Ergebnisse in einem Bericht der Stadtverordnetenversammlung vorgelegt. Hierbei sollen auch Vorschläge zum Umgang mit eventuell belasteten Straßennamen gemacht werden.